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Querrille

The Jeremy Days – Punk By Numbers

(Motor Music)

Beim Brötchenholen treffe ich manchmal Dirk Darmstaedter, den Sänger und das Gesicht von The Jeremy Days, vor der Vitrine mit den Kopenhagenern. Im Gegensatz zu mir scheint er stets frisch geputzt unter dem Drei-Tage-Bart im Kaschmirmantel. An manchen Tagen gibt das Zuversicht, und ich presse mir einen Grapefruit-Saft. Manchmal aber möchte ich miesepetrig meinen Pickel in seinen Kopenhagener ausdrücken. Das liegt natürlich weniger an Darmstaedter als an dem Konzept von Jugendkultur, für das er steht. Flurbereinigte Jugendkultur, wie sie Onkels, Tanten und Musiklehrer mögen – ein wenig romantisch, ein wenig idealistisch, viel stibitzt. So verhält sich das auch mit Punk By Numbers. Der Titel ist Programm: Malen nach Zahlen wird zum Punkmalen nach Zahlen. Die Ironie darin verflüchtigt sich aber im Lauf der Platte, denn sie erinnert fortwährend an etwas, nur nicht an Punk. Manchmal sogar, man möchte es kaum schreiben, an eine weichgespülte und durchtrainierte Version von Grant Hart und Elvis Costello. Aber vor allem an Lloyd Cole, dessen Weggefährte Clive Langer Punk By Numbers wie auch die ersten beiden Jeremy Days produzierte. Ob Pickel oder Grapefruit hängt dabei vom Gebäck ab. vom

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