Queerfeministisches Festival in Bremen: Ein gefeiertes Statement

Das queerfeministische Hiphopfestival Re*mix wartet mit Rapperinnen aus Mittelamerika und Europa auf – und mit Workshops zu Kultur- und Genderfragen.

Rappt und singt gegen die Machogesellschaft: Rebeca Lane aus Guatemala. Foto: LaCalleProducciones/ PR

BREMEN taz | Etwas gezögert haben Lisa K. und Paula S. schon, bevor sie die Mail nach Guatemala losschickten. In der Hauptstadt des mittelamerikanischen Landes lebt eine der angesagten Rapperinnen der Region: Rebeca Lane.

Die reimende Soziologin wird in Guatemala verehrt, weil sie in ihren Texten die Gewalttaten der Militärs zur Zeit des Bürgerkriegs (1960 bis 1996) anspricht, für die Rechte der Frauen eintritt und Partizipation in einer zutiefst patriarchalen Macho-Gesellschaft einfordert. Das hat der 31-jährigen Künstlerin, die nicht nur rappen, sondern auch singen kann, viel Respekt in der linken, feministischen Szene eingebracht. Und eine Einladung nach Bremen.

Dafür sind Lisa K. und Paula S. verantwortlich: Jede der Frauen aus dem Orga-Team des Re*mix-Festivals hat ihren Lieblingsact genannt. So kam das internationale Line-up des Festivals zustande. Rebeca Lane hat gleich spontan zugesagt. Das hat für zusätzliche Motivation bei den Organisatorinnen gesorgt, die mit „Krudas Cubensi“ noch einen zweiten Act aus Mittelamerika nach Bremen holen. Doch auch neben der Bühne wartet das Re*mix-Festival mit einem beeindruckenden Programm für Kopf und Beine auf.

Musik, die „conscious“ ist

So lädt „ Lindas Tante“ zum Vinyl-DJing Workshop und zeigt, was sich aus Mischpult, Nadel und Vinyl herausholen lässt. Moona Moon gibt Einblick in ihr Schreiben und Performen. Und bei „Grrls can skate“ lässt sich lernen, wie das Brett mit den Rollen manövriert werden kann – und warum der Sport weitgehend von Männern dominiert ist.

Geschlechterstereotypen in Frage stellen und aufzubrechen, ist ein Thema in den Workshops. Zudem den Raum um sich auszuprobieren, um Spaß in solidarischer Atmosphäre zu haben und Musik zu hören, die nicht rassistisch, nicht sexistisch, sondern „conscious“ ist, wie Paula S. sagt.

„Genau das fehlt“, kritisiert die 30-Jährige – „nicht nur in Bremen.“ Also hat sie sich für Re*mix engagiert, ist begeistert, dass es innerhalb der Orga-Crew rund lief und viel mehr geklappt hat als anfangs erwartet. Schließlich musste erst gelernt werden, Anträge zu schreiben, um Gelder für das Festival zu beschaffen, zu kalkulieren und sich um Anlage, Licht und das Catering zu kümmern. „Gerade die letzten beiden Dinge sind eher Männerdomänen“, ergänzt Lisa K.

Rebeca Lane hat mit Rap gegen Militärs und Patriarchat Szeneruhm erlangt

Seminar von Krudas Cubanesi

Die rund 15-köpfige Orga-Crew versteht sich als Gruppe von Frauen, Lesben, Inter- und Transmenschen (Flit). Mittlerweile gehen sie davon aus, dass deutlich mehr als die anfangs veranschlagten 150 BesucherInnen in den Kunst- und Kulturverein Spedition kommen werden. Nicht nur weil das Programm exzellent ist, sondern auch weil die Location neben der Halle für die Konzerte, ein Café und Räume für die Workshops bietet.

Dort werden auch die aus Kuba stammenden Krudas Cubanesi, ein fulminantes Rap-Duo, zum Seminar bitten und man darf gespannt sein, was die beiden mittlerweile in den USA lebenden Feministinnen zu sagen haben.

Die Sprache dürfte keine große Hürde sein, denn gleich mehrere Veranstalterinnen sprechen Spanisch. Die charismatische Anarcho-Feministin freut sich auf ihre erste Visite in Deutschland und will auf die Situation in Guatemala aufmerksam machen.

„Hier erhebt die Zivilgesellschaft erst wieder den Kopf – nach dem Bürgerkrieg und der langen Dominanz der Militärs“, sagt sie und freut sich auf den Austausch mit anderen rappenden Feministinnen wie Lena Stöhrfaktor oder DKN. Das steht für „Deaf Kat Night“ und ist der Künstlername der gehörlosen Katrin Wolke. Die junge, aufstrebende Rapperin wird auf der Bühne ihre eigenen Texte zur Rap-Musik gebärden und dabei von einem Sextett unterstützt. Ein Highlight das Festivals.

Das Festival läuft noch bis Sonntag in der Spedition, Beim Handelsmuseum 9

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