: Queen verschmäht königliches Geschenk
■ Und prompt nutzt die Regierung ihre Bescheidenheit aus: Es gibt keine neue Yacht
Was schenkt man einer Frau, die schon alles hat? Einen bronzenen Springbrunnen. Das jedenfalls dachte sich Thelma Seear, die ihrer Königin zum Thronjubiläum eine kleine Freude machen wollte. Und weil eine solche wasserspeiende Aufmerksamkeit gut vorbereitet werden mußte, gründete die Untertanin bereits vor fünf Jahren eine „Brunnengesellschaft“, machte Prinz Charles zum Schirmherrn und schrieb einen Wettbewerb aus. Unter den 70 Vorschlägen, die Architekten eingesandt hatten, wählte Thelma Seear den Entwurf von William Bertram aus: einen knapp acht Meter hohen Brunnen in Form eines bronzenen Einhorns mit vergoldetem Horn und einem Ährenkranz um den Hals. Aus der Schnauze des zwei Millionen Pfund teuren Ungetüms sollte eine 14 Meter hohe Fontäne spritzen. Das Geschenk für die Monarchin sollte ausgerechnet auf dem Parlamentsplatz in Westminster aufgestellt werden.
Verschiedene Wohltätigkeitsvereine hatten sich bereiterklärt, für die wasserlassende Geschmacklosigkeit zu sammeln, und auch Charles hatte sein Plazet gegeben. Seine Mutter lehnte das Projekt jedoch ab: In Anbetracht der tiefen Rezession dürfe man der gebeutelten Bevölkerung nicht noch tiefer in die Tasche greifen. Thelma Seear ist dagegen völlig uneinsichtig und will das verschmähte Geschenk so bald wie möglich auf seinem Platz aufstellen: „Wir müssen nur genügend Zeit verstreichen lassen, damit der Brunnen nicht mehr in Verbindung mit dem Jubiläum gebracht wird.“
Die Regierung nutzte am Montag die Bescheidenheit der Königin gnadenlos aus. Mit der Begründung, sie selbst habe ja ihren Willen zur Sparsamkeit in schweren Zeiten unter Beweis gestellt, strich man ihr die Bewilligung für eine neue Yacht im Wert von 80 Millionen Pfund. So muß die reichste Frau der Welt weiterhin auf ihrem 39 Jahre alten Kahn „Britannia“ durch die Gewässer schippern. Ein boshafter Zeitgenosse machte den Vorschlag, anstelle des Springbrunnens das alte Boot auf dem Parlamentsplatz aufzustellen.
Unterdessen erinnerten unverbesserliche Anti-Royalisten daran, wie man einen königlichen Ehrentag auch ohne große Kosten gebührend feiern kann. 1935 hatte nämlich ein gewisser Claud Cockburn anläßlich des 25. Thronjubiläums von George V. ein großes Transparent quer über die Straße gespannt: „Lang lebe unser gnädiger König.“ Als dieser die Jubelstrecke entlangfuhr, zog Cockburn an einer versteckten Schnur, so daß sich das Transparent entfaltete. In riesigen Lettern kam dann eine Majestätsbeleidigung zum Vorschein, die eine jahrelange Fahndung nach dem Täter auslöste: „25 Jahre Hunger, Krieg und Arbeitslosigkeit.“
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