Quasselkomödie: Ladenhüter reloaded
13 Jahre nach "Clerks" hat Kevin Smith die Fortsetzung gedreht "Clerks 2". Der Film ist lustig, auch wenn er den Kultstatus des ersten Teil nicht erreicht.
Drei Wochen dauert es noch, bis Michael Bays "Transformers" das diesjährige Sommerkino auf eine neue Ebene katapultieren werden. In dieser Zeit könnte man sich "Clerks 2" von Kevin Smith ansehen, eine kleine Quasselkomödie, in der auch viel über "Transformers" (die Serie) gesprochen wird. Der Fast-Food-Laden, in dem Dante (Brian OHalloran) und Randal (Jeff Anderson) arbeiten, ist natürlich nur ein schlechter Ersatz für den Quick-Stop-Minisupermarkt, der zu Beginn des Films abbrennt. "Terroristen?" "Kaffeemaschine." So lakonisch sind die Dialoge allerdings selten, denn "Clerks 2" lebt, wie schon der höchst erfolgreiche Vorgänger "Clerks" von 1994, von Dialogen, braucht also viele. Mit diesem Debütfilm hatte Smiths seinerzeit nicht nur seinen New-Jersey-Zyklus begründet, sondern auch eine Low-Budget-Legende gestiftet: Nachts und in schwarz-weiß in besagtem Shop gedreht, finanzierte er den Film angeblich mit ungedeckten Kreditkarten oder dem Verkauf seiner Comicsammlung.
Im Grunde wird in diesen beiden Filmen all das, was das Leben nicht bietet, durch Reden ersetzt. Man redet endlos über nichts Wichtiges, wobei es auch hier eine Rollenverteilung gibt: Randal redet, Dante verdreht die Augen. Dante ist der Intellektuellere, er entwickelt auch eine unerklärliche Ausstrahlung auf Frauen. So besteht die Geschichte von "Clerks 2" darin, dass Dante an dem Tag, an dem er mit seiner scharfen blonden Verlobten nach Florida fahren möchte, um ein neues Leben zu beginnen, vielleicht doch noch entdeckt, dass seine besten Freundin Beckie (Rosario Dawson) eigentlich seine große Liebe ist.
Diesen Erkenntnisprozess bettet Kevin Smith (der übrigens in "Stirb langsam 4.0" einen kleinen Auftritt als Computernerd hat) in einen Tag in einem Fast-Food-Restaurant ein: Alles dreht sich um Sex und Drogen (vor allem das Dasein von Jay und Silent Bob, die draußen herumstehen), in erster Linie zählt dabei aber das gesprochene (anzügliche) Wort, es geht also um Männerfreundschaft.
Das Sequel zu "Clerks" kommt vielleicht ein wenig unvermutet, es entwickelt seinen Charme aber gerade daraus, dass es sich um einen in jeder Hinsicht deplatzierten Film handelt: Unter der produzierenden Aufsicht der Weinstein Company wird strikt an der Low-Budget-Ästhetik von damals festgehalten, diese wirkt nun aber aufgesetzt und führt zu einer surrealen Stimmung. Sie wird verstärkt durch Kurzauftritte von Stars wie Ben Affleck, und eine sehr abgefahrene Erotik-Show, die eigentlich jeder Zweisamkeit abträglich sein sollte. Ist aber nicht so. "Clerks 2" ist lustig, kann aber die Mühe nicht verhehlen, die es macht, einen überraschenden Kultfilm in der Fortsetzung noch zu übertreffen.
"Clerks II". Regie: Kevin Smith. Mit Jason Mewes, Brian OHalloran u. a. USA 2006, 97 Min.
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