QUERSPALTE: Gewalttätiger Späth
■ Rechtsradikale streiten um Ohrfeige und Hymne
Q U E R S P A L T E Gewalttätiger Späth
Rechtsradikale streiten um Ohrfeige und Hymne
Er habe nichts dagegen, wenn Kindern in baden -württembergischen Schulen die gesamte Nationalhymne beigebracht werde, hatte Ministerpräsident Lothar Späth im baden-württembergischen Landtagswahlkampf seinen rechtslastigen Kultusminister Mayer-Vorfelder in Schutz genommen. Sollten seine eigenen Kinder es aber wagen, die erste Strophe des Deutschlandliedes abzusingen, so würde er, Vater Späth, ihnen persönlich eine herunterhauen.
Die Rechtsradikalen des Landes reagierten empört auf die Androhung solch autoritärer Erziehungsmittel. Mit einer Beschwerde bei der Stuttgarter Generalstaatsanwaltschaft wollte der NPD-Landesvorsitzende Schützinger dem Ministerpräsidenten jede Gewalttätigkeit verbieten lassen. Doch erfolglos! Jetzt mischt sich auch ein reaktionärer Immigrant von der schwäbischen Alb im Streit um Ohrfeige und Hymne ein. Ludek Pachmann, Exil-Tscheche, Schachgroßmeister und Vorsitzender der „Konservativen Aktion“, drohte in einem Brief an die Generalstaatsanwaltschaft all denen Maulschellen an, die es wagen sollten, Loblieder auf Lothar Späth zu singen.
Eine Antwort steht noch aus. Doch Pachmanns Verstörung ist verständlich, durfte er doch noch vor fünf Jahren, Hand in Hand mit Mayer-Vorfelder, inbrünstig und öffentlich alle drei Strophen der Hymne über den Stuttgarter Schloßplatz schmettern. Und was damals rechtens war, kann ja wohl heute nicht mit Maulschellen geahndet werden. Dietrich Willier
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