piwik no script img

QUERSPALTECDU vor, noch ein Tor!

■ Wegen Blockade des Brandenburger Tors zog die CDU aus der Enquetekommission »Verfassungsreform« aus

Bravo, CDU! Wir gratulieren dir aufs herzlichste zum Brandenburger Eigentor. Weil der Igel schon vor dem Haase da war, unter dem Torbogen gefrühstückt und dem Verkehrssenator die Schau der Eröffnung für den Taxiverkehr gestohlen hatte, verließen die Unionisten geschlossen das parlamentarische Spielfeld der Enquetekommission »Verfassungsreform«. Denn deren Vorsitzende Renate Künast, die Fraktionschefin der Igel- Partei, hatte sich striktemente geweigert, sich von der Aktion zu distanzieren. Schmollend begaben sich die CDUler in die Abseitsfalle, während die SPD beiden Parteien die rote Karte zeigte.

Buh, SPD! Du bist kein Schiedsrichter, sondern Spielverderber. Buh, Frau Künast! Du auch. Anstatt das neue Kräfteverhältnis bei den Mannschaften weidlich auszunutzen, welches mit dem Abgang der CDU vom Feld entstanden ist, weinst du ihr hinterher, sie solle »zur konstruktiven Mitarbeit zurückkehren«. Was könntet ihr alles bei euren Verfassungsvorschlägen durchsetzen ohne diese Trantüten: das Recht auf abgasfreies Leben in der City, das Recht auf eine bundeswehrfreie Stadt und den Austritt Berlins aus der Nato, das Recht auf 225 Sonn- und 388 Sonnentage im Jahr inklusive Abschaffung allen Liebeskummers.

Eines tröstet uns jedoch: Auch der gottbegnadete Spieler Herwig Haase hat ein Eigentor geschossen. Die Ordner in den grünen Uniformen mosern bereits jetzt, daß sie die Deppen vom Dienst sind und jeden Autofahrer einzeln davon abhalten müssen, seine Siegesfahrt durch den Brandenburger Triumphbogen anzutreten. Erst wenn alle zweieinhalb Millionen Berliner PKW-Fahrer sich selbst ins Tor geschossen haben, wird sich das Symbol der freien Fahrt für freie Bürger friedlich in seine Einzelteile auflösen. Ute Scheub

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen