: Putschplan bei Offizier in Manila aufgetaucht
■ Angehörige des philippinischen Militärs unter Überwachung / Angeblich geplantes Komplott zielte auf Sturz der Regierung Aquino Moslemische Opposition uneins über Kooperationsbereitschaft / Kommunistische Guerilla droht mit Abbruch der Verhandlungen
Manila (afp/ap/wps) - Die philippinischen Streitkräfte haben eine Anzahl ihrer eigenen Mitglieder und Oppositionspolitiker, die in ein Komplott zur Ermordung von Militärführern verwickelt sind, unter Überwachung gestellt. Das geht aus einem Militärbericht hervor, den philippinische Offiziere am Dienstag dem afp–Korrespondenten in Manila zeigten. Noch am Vortage hatte die Regierung Putschgerüchte dementiert. Dem für General Rodolfo Caniesco, Chef der philippinischen Streitkräfte, bestimmten Bericht ist zu entnehmen, daß er selbst entführt oder getötet und sein Stab sowie andere Militärführer ermordet werden sollten. Dadurch sollte laut Bericht jede Koordination zwischen den Chefs der Streitkräfte verhindert werden, Endziel sei der Sturz der Regierung von Präsidentin Corazon Aquino. Sechs hochrangige Offiziere hät ten insgeheim Anhänger des gestürzten Staatschefs Marcos getroffen und Militärs für die „schmutzige Arbeit“ angeworben. General Canieso bestätigte oder dementierte den Inhalt des Berichts nicht direkt. Die am Samstag angesichts der Putschgerüchte verfügte erhöhte Alarmbereitschaft für die Truppen im Bereich der Hauptstadt war am Montag aufgehoben worden. Der Führer der moslemischen Moro–islamischen Befreiungsfront erklärte in einer saudi–arabischen Zeitung, er wolle nicht mit der philippinischen Regierung verhandeln, auch dann nicht, wenn er dazu eingeladen werde. Zu Verhandlungen hatte Präsidentin Aquino nicht seine, sondern die Konkurrenz–Organisation, die Moro–Nationale Befreiungsfront, eingeladen, die in diesem Monat schon einen Waffenstillstand akzeptiert hatte. In der Nähe von Ilolo auf der Insel Panay verübte Sprengstoffanschläge auf drei Brücken wurden unterdessen von Generalstabschef Fidel Ramos der linken Guerillagruppe New Peoples Army und den Kommunisten in die Schuhe geschoben. Die kommunistische Nationaldemokratische Front (NDF) hat die Beschuldigung jedoch zurückgewiesen. Sie verhandelt gegenwärtig mit der Regierung über einen Friedensschluß. Ein mit den kommunistischen Aufständischen geschlossener Waffenstillstand läuft in knapp drei Wochen aus. Der NDF–Vorsitzende für Mittel–Luzon, Manuel Quizon, warf der Regierung am Mittwoch in einer Pressekonferenz vor, sie habe sich einem Zeitplan der Guerilla verschlossen und mache konkrete Gespräche von einer Verfassung abhängig, die noch gar nicht in Kraft sei. Falls die Regierung ihre Haltung nicht ändere, sei der NDF dringend eine Beendigung der Gespräche anzuraten. Politische Beobachter schätzten die Putschgefahr im Augenblick als geringer ein als während der Krise im November. Die augenblicklichen Konflikte seien auf interne Machtkämpfe des philippinischen Militärs zurückzuführen.
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