: Psyche eines Geistes
■ Premiere vom Fliegenden Holländer
Ohne Erlösungsschluß, ganz traurig mit Abschied und Sterben endet der neue Fliegende Holländer an der Staatsoper den ersten Fassungen von Wagner gemäß. In der Inszenierung von Marco Arturo Marelli wird zudem das Schwergewicht der Betrachtung wieder auf die Psychologie des wandernden Geistes und nicht, wie zuletzt modisch, auf das Schicksal der Senta geworfen. Wobei die Psychologie hier die Mythologie weit durchdringt. Marelli will die Geschichte des verfluchten Seemanns, der nur durch die Treue bis in den Tod einer Frau erlöst werden kann, ganz metaphorisch als Verschlüsselung gestörter Liebesfähigkeit werten.
Daß hochpsychologisierende Ansätze an der Oper oft an den Gesetzen des Genres scheitern, weil sich die ambitionierte Deutung über mangelnde Textverständlichkeit, der Musik angepaßte Handlungsbögen und die begrenzte Bewegungsfähigkeit der Sänger nicht transportiert, wird auch das Risiko dieser Inszenierung sein.
Die Philharmoniker werden dirigiert von Gary Bertini, dem Chef der Oper in Tel Aviv, der damit seinen ersten Wagner leitet. Franz Grundheber singt den Holländer, Gabriela Benackova die Senta, in weiteren Rollen sind Kurt Moll und Heinz Kruse zu hören. tlb
Premiere: Sonntag, 21. Januar, 19 Uhr, Hamburgische Staatsoper
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