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Prozeß gegen Ex–Neonazi Hepp

■ Anklage wegen versuchten Mordes, Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung und Sprengstoff–Anschlag auf einen US–Soldaten / Angeklagter sagte sich von Kameraden los

Frankfurt (dpa) - Wegen versuchten Mordes, Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung von Rechtsextremisten sowie Beteiligung an Banküberfällen und Sprengstoffdelikten muß sich seit Dienstag der 29jährige Otfried Hepp vor dem Oberlandesgericht Frankfurt verantworten. Nach der von der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe erhobenen Anklage soll Hepp Mitglied einer von dem Frankfurter Neonazi Walter Kexel geführten Organisation gewesen sein, die unter anderem am 14.und 15.Dezember 1982 zwei Sprengstoffanschläge auf Autos von US–Soldaten in Butzbach und Darmstadt verübte. Hepp erklärte am ersten Verhandlungstag, er sei kein Neonazi mehr. Fünf Mitglieder der Organisa tion waren vom Staatsschutzsenat des Oberlandesgerichts bereits im März 1985 zu mehrjährigen Freiheitsstrafen verurteilt worden. Walter Kexel, der 14 Jahre Haft erhielt, beging kurz darauf in der Haftanstalt Selbstmord, nachdem er sich im Prozeß von seinen rechtsextremistischen Überzeugungen distanziert hatte. Der Angeklagte Hepp war zum Zeitpunkt dieses ersten Prozesses noch flüchtig und wurde mit einer Belohnung von 50.000 Mark gesucht. Wie sich später herausstellte, hielt Hepp sich damals in Paris auf, von wo er später in die Bundesrepublik ausgeliefert wurde. Hauptpunkt der Anklage gegen Hepp ist ein Sprengstoffanschlag vom 14.Dezember 1982 auf den Wagen eines US–Soldaten in Butzbach. Hepp soll in diesem Fall selbst den Sprengsatz in der Nacht zum 14.Dezember an dem Auto angebracht haben. Die aus einem Feuerlöscher gebastelte Bombe war mit der Zündung des Wagens gekoppelt und explodierte, als der Soldat am Morgen des 14.Dezember das Fahrzeug startete. Das Opfer erlitt bei dem Anschlag schwere Verletzungen. Mit den Sprengstoffanschlägen sollten nach den Ermittlungen der Bundesanwaltschaft Angehörige und Führung der US–Streitkräfte in der Bundesrepublik „verunsichert“ werden. Die Anklage wirft Hepp, der in der Organisation als zweiter Mann nach Kexel gegolten habe, auch Beteiligung an mehreren Banküberfällen mit einer Gesamtbeute von mehreren hunderttausend Mark vor.

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