Proteste und Ausschreitungen in Haiti: Mit Feuer und Straßenblockaden
Schlägertrupps ziehen durch die Straßen, Benzin und Lebensmittel werden knapp. Demonstranten in Haiti fordern den Rücktritt von Regierungschef Moïse.
Die Hauptstadt Port-au-Prince steht nach Medienberichten vor einer humanitären Krise, weil seit rund drei Wochen die wichtigsten Zufahrtsstraßen blockiert und die Nahrungsmittel rar werden.
Kliniken, Waisenhäuser und Ambulanzen seien nur bedingt einsatzfähig, weil es unter anderem an Benzin und sauberem Wasser fehle, teilte das Amt der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (Ocha) mit. Die Hilfsprogramme der UN und von Nichtregierungsorganisationen könnten wegen der Straßensperren nur eingeschränkt arbeiten. Viele Schulen seien geschlossen, schätzungsweise zwei Millionen Kinder und Jugendliche hätten derzeit keinen Zugang zu Bildung.
Seit Monaten fordern Regierungsgegner den Rücktritt von Präsident Jovenel Moïse, der mittlerweile untergetaucht ist. Sie werfen der Regierung vor, Geld aus dem Petrocaribe-Programm veruntreut zu haben, über das Haiti jahrelang Erdöllieferungen aus Venezuela zu günstigen Konditionen erhalten hatte. Aber laut Katja Maurer von der Menschenrechtsorganisation Medico International genießt Moïse die Unterstützung der USA, Kanadas und der EU.
Haiti gilt als ärmstes Land der westlichen Hemisphäre. Der Staat mit etwa elf Millionen Einwohnern ist weitgehend von Hilfszahlungen aus dem Ausland abhängig. Laut Maurer leben vier von fünf Haitianern unter dem Existenzminimum, die Verzweiflung über die wirtschaftliche Situation sei enorm groß. Neben der grassierenden Korruption ist auch Gewaltkriminalität ein großes Problem, die im Zuge der Proteste weiter eskalieren könnte.
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