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Proteste in Argentinien

■ Gehälter wurden nicht gezahlt

Santiago del Estero (AFP) – Der Sonderbeauftragte des argentinischen Präsidenten Carlos Menem, der neoperonistische Abgeordnete Juan Schiaretti, hat am Samstag die Verwaltung der Provinz Santiago del Estero übernommen, in deren gleichnamiger Hauptstadt am Donnerstag und Freitag bei schweren Unruhen nach Angaben von Ärzten mindestens neun Menschen getötet wurden. Er werde dafür sorgen, daß ausstehende Gehälter ausgezahlt und korrupte Politiker zur Rechenschaft gezogen werden, sagte Schiaretti in einer Ansprache unter starkem Polizeischutz vor Tausenden von aufgebrachten Menschen in der Provinzhauptstadt. Der Politiker gilt als enger Vertrauter des argentinischen Wirtschaftsministers Domingo Cavallo.

Die Krawalle mit anschließenden Plünderungen hatten mit einer Demonstration von rund 4.000 Staatsbediensteten begonnen, die die Bezahlung rückständiger Gehälter verlangten. Im Verlauf der Proteste gegen die Wirtschaftspolitik der Provinz- und Zentralregierung waren mehrere öffentliche Gebäude in Brand gesteckt worden, darunter der Justizpalast, das Provinzparlament und das Haus des Provinzgouverneurs Fernando Lobo. Die Polizei hatte dabei zunächst die Kontrolle über die Lage in der Stadt verloren.

Das argentinische Parlament hatte sich am Freitag für die Absetzung Lobos ausgesprochen. Mit der Ernennung Schiarettis zum Verwalter der Provinz, die nach einer Dringlichkeitssitzung des argentinischen Kabinetts erfolgte, will Menem nach Meinung von Beobachtern klarstellen, daß er an seiner Wirtschaftspolitik festzuhalten gedenkt.

Der Aufruhr war ausgebrochen, nachdem Lobo angekündigt hatte, den staatlichen Angestellten würden lediglich die Novembergehälter ausgezahlt, obwohl die Provinzregierung ihnen auch noch das September- und Oktobergehalt schuldig ist.

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