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Proteste gegen Apartheid–Wahlen

■ Polizei geht mit Tränengas und Peitschen gegen Versammlung mit Winnie Mandela vor 80 Studenten verhaftet / Prominente Weiße fordern Stimmabgabe gegen die Apartheid–Regierung

Johannesburg (taz / ap)–Zwei Tage vor der am Mittwoch stattfindenden Wahlen in Südafrika hat die Polizei in Johannesburg mit Tränengas und Peitschen eine Protestversammlung gegen die Wahlen aufgelöst, bei der Winnie Mandela, Frau des inhaftierten ANC–Führers Nelson Mandela, sprechen sollte. Das Treffen bei der Johannesburger Witwatersrand–Universität wurde in letzter Minute von den Behörden verboten. Mindestens 2.000 Menschen wurden auseinandergetrieben. Während der Polizeiaktion wurden einem Universitätssprecher zufolge etwa 80 Studenten verhaftet. Die Polizei ging außerdem gegen internationale Journalisten vor. Vier Fernsehteams wurden vorübergehend festgehalten und die Filme von Fotografen beschlagnahmt. Dennoch planen Studenten der Universität für Dienstag und Mittwoch weitere Aktionen. Zahlreiche Oppositionsgruppen haben für diese beiden Tage zu einem Generalstreik aus Protest gegen die weiße Wahl aufgerufen. Am Wochenende forderten prominente weiße Südafrikaner die Aufhebung der Apartheid. Gavin Relly, Vorsitzender der Anglo American Corporation (AAC), des größten multinationalen Bergwerk– und Bankenkonzerns Südafrikas, schrieb in einem am Sonntag von der südafrikanischen Zeitung Sunday Times veröffentlichten Artikel, die Apartheid habe „uns alle zum Narren“ gehalten. Er forderte die „privilegiert weiße Wählerschaft“ dazu auf, ihre Stimme gegen die Regierung abzugeben. „Die Wahl kann nicht irrelevant genannt werden“, schrieb er. „Wo eine Stimme den Schub hin zu Reform und Verhandlung beschleunigen kann, sollte man sich nicht enthalten.“ Relly war einer der Geschäftsleute, die 1985 den Ärger der Regierung auf sich zogen, als sie zu Gesprächen mit der verbotenen Befreiungsbewegung Afrikanischer Nationalkongress (ANC) nach Lusaka flogen. 25 prominente südafrikanische Bühnenkünstler und 50 bekannte Sportler riefen ebenfalls am Wochenende zur Aufhebung des seit fast elf Monaten gültigen Ausnahmezustandes und zur Abschaffung der Apartheid auf. Tagesthema Seite 3

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