Protestcampen vor dem Kanzleramt: Milchbäuerinnen fordern Krisengipfel
Die jüngsten Milchpreissenkungen haben die Bauern hart getroffen. Bäuerinnen fordern nun einen Krisengipfel zum Preisverfall und zelten vor dem Kanzleramt.
BERLIN taz | Protestzelten vor dem Bundeskanzleramt in Berlin: Etwa 200 Milchbäuerinnen haben am Montag gegen niedrige Milchpreise demonstriert und wollten vor dem Regierungssitz übernachten. "Wir brauchen faire Preise", riefen die Frauen vor dem Zaun in Richtung des Büros von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), während sie die Zelte aufschlugen. "Die Bäuerinnen wollen bleiben, bis es vernünftige Gespräche gibt. Frau Merkel muss einen Krisengipfel einberufen", sagte der Vorsitzende des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter (BDM), Romuald Schaber. Er kündigte weitere Aktionen für die kommenden Tage an.
Die jüngsten Milchpreissenkungen bei Aldi und anderen Lebensmitteldiscountern hätten eine neue Spirale nach unten in Gang gesetzt, erklärte Schaber. Derzeit bekämen die Bauern nur 20 bis 22 Cent pro Kilogramm, weshalb die Betriebe ihre Kosten nicht mehr decken könnten. "Wahrscheinlich werden 30 Prozent der 100.000 Milchbauern in Deutschland bis Ende des Jahres vom Markt verschwinden", warnte der BDM-Chef.
Er forderte, dass Merkel sich auf Ebene der Europäischen Union (EU) dafür einsetzt, die Milchquote flexibel der Nachfrage anzupassen. Die Quote bestimmt, wie viel Milch die Bauern produzieren dürfen. Im Moment erhöht die EU die Quote, bevor sie ganz freigegeben werden soll.
"Auch ein neuer Streik der Milcherzeuger ist nie auszuschließen", sagte Schaber. Er sehe keine Probleme mit dem Bundeskartellamt, das bei einem weiteren Lieferboykott wie vor einem Jahr mit einem Bußgeld gedroht hat. Schließlich würden die Bauern nicht aus "Raffgier", sondern aus purer Not streiken.
Die Bäuerinnen sind laut Schaber auf den Höfen die Ersten, die den Preisverfall zu spüren bekommen. "Sie machen meist die Buchführung." Die Frauen könnten wegen der geringen Einnahmen immer mehr Rechnungen nicht bezahlen.
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