Protestcamp in Kreuzberg: Flüchtlinge wollen sich einrichten
Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg erlaubt die dauerhafte Nutzung des Oranienplatzes. Die Flüchtlinge suchen jetzt Zelte und Möbel.
Die Flüchtlinge am Oranienplatz in Kreuzberg suchen Spender für Möbel, Zelte und alles, was das Protestieren sonst noch angenehmer macht. „Die Idee ist, dass die Zelte wohnlicher werden sollen, damit sie nicht mehr aussehen wie ein Notfalllager, sondern wie ein richtiges Wohnzimmer“, sagt Caroline von Taysen, die zu den Unterstützern der Flüchtlinge gehört.
Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg hat in dieser Woche grünes Licht gegeben für eine dauerhafte Einrichtung des Camps: „Solange wir den Eindruck haben, dass es dort um den Kampf für ein besseres Asylrecht geht, sprechen wir die Duldung aus“, sagte der Bezirksbürgermeister Franz Schulz (Grüne).
Gesucht werden nun noch große Zelte für mindestens fünf bis zehn Personen, in denen man auch stehen kann. Und Einrichtung: Betten, Möbel, Material für Lampen, Stromkabel, Folien, Matratzen, Decken und Bettwäsche, Kisten und Truhen, Regale, Musikinstrumente, Paletten, Feuerholz, Bücher, Besen, Radios, CD-Player, Boxen, Fotokameras.
Vor drei Wochen hat Caroline von Taysen diese Liste herumgemailt. „Wir haben noch nicht so viele Rückmeldungen bekommen“, sagt sie. Außer bei Anziehsachen: Davon wurden bei dem Camp viel mehr abgeliefert als benötigt. Deshalb wird das jetzt besser organisiert: Wer etwas spenden will, mailt an cvtaysen@gmx.net. Die Unterstützer der Flüchtlinge melden sich dann und holen die Sachen per Kleinbus ab.
Die Flüchtlinge protestieren seit Oktober auf dem Camp für mehr Rechte. Sie fordern unter anderem ein Ende von Abschiebungen, das Aus für die Residenzpflicht, eine Abschaffung von Flüchtingslagern und ein Ende des Arbeitsverbotes. Zuvor waren rund 20 von ihnen in einem Widerstandsmarsch von Würzburg nach Berlin gelaufen, parallel dazu fand eine Bustour statt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israel, Nan Goldin und die Linke
Politische Spiritualität?
Matheleistungen an Grundschulen
Ein Viertel kann nicht richtig rechnen
Innenminister zur Migrationspolitik
Härter, immer härter
Nikotinbeutel Snus
Wie ein Pflaster – aber mit Style
Prozess gegen Letzte Generation
Wie die Hoffnung auf Klimaschutz stirbt
Börsen-Rekordhoch
Der DAX ist nicht alles