piwik no script img

Protest von Irans Fußballern"Unglaublich mutiger Schritt"

Beim WM-Qualifikationsspiel gegen Südkorea am Mittwoch in Seoul (1:1) liefen iranische Fußballer mit grünen Armbändern auf, in der Farbe der Protestbewegung. Mutig, findet Grünen-Politiker Nouripour.

Mehr als nur Fußball: Teile der iranischen Nationalmannschaft trugen Armbänder in den Farben der Protestbewegung. Bild: ap
Deniz Yücel
Interview von Deniz Yücel

taz: Herr Nouripour, warum ist diese Aktion einiger iranischer Fußballer wichtig?

Omid Nouripour: Es ist ein unglaublich mutiger Schritt. Sie haben demonstriert, dass nicht nur junge Leute protestieren, sondern auch Leute, die den Iran im Ausland repräsentieren.

Mahmud Ahmadinedschad wird darüber nicht erfreut sein.

Omid Nouripour

45, sitzt seit 2006 für die Grünen im Bundestag. Er ist außenpolitischer Sprecher seiner Fraktion.

Sicher nicht, zumal er stets versucht hat, die Nationalmannschaft zu kapern. Fußball ist im Iran wahnsinnig wichtig.

In der zweiten Halbzeit fehlten die grünen Bänder aber.

Ich kann mir das nur so erklären, dass die Spieler in der Pause bedroht worden sind.

Sie hätten sich mehr als ein Unentschieden gewünscht?

Klar. Hätten die Iraner gewonnen und sich direkt für die WM qualifiziert, wären sie Helden gewesen. Das hätte für sie den besten Schutz für Leib und Leben bedeutet. Sie haben um ihre Haut gespielt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • S
    sescher

    Kann mich der Clara nur anschliessen;

    und ich wünsche diesen mutigen Männern daß Ihnen daheim nichts angetan wird.

  • C
    Clara

    Hiermit möchte ich mich ausdrücklich bei der Iranischen Fußballnationalmannschaft für ihr vorbildliches und mutiges Verhalten bedanken.

    Solange Menschen noch so handeln, werde ich meinen Glauben an die Menschheit nicht verlieren.

     

    Clara

  • SK
    Schmalhans Küchenmeister

    Ohne Zweifel handelt es sich bei einer derartigen Aktion einer Fußball-Nationalmannschaft - in vielen Ländern dieser Erde ein Inbegriff patriotischer Einigkeit und unabhängig von den politischen Divergenzen ein identitätsstiftendes Element - um einen mutigen, womöglich auch gewagten Schritt. Ich möchte mir nicht vorstellen, was auf diejenigen Spieler, welche noch im Iran aktiv sind, nun zukommen mag, in Anbetracht der Tatsache, dass sie sich sowohl die politische Elite (durch ihre Solidaritätsbkundung mit der Opposition) als auch große Teilen

    des iranischen Volkes (durch ihr Ausscheiden in der WM-Qualifikation, v.a. bei den unpolitischen oder regierungsnahen Anhängern) zu Feinden gemacht haben. Ein Quasi-Berufsverbot und ein Rauswurf aus der Nationalmannschaft gehörten noch zu den "glimpflichere" Konsequenzen. Ich möchte nur an den Fall "Andrés Escobar" erinnern, kolumbianischer Nationalspieler, der bei der WM 1994 nach einem Eigentor gegen die USA, welches das Ausscheiden Kolumbiens führte, nach seiner Rückkehr im eigenen Land erschossen wurde...

     

    Im Gegensatz zu Herrn Nouripour glaube ich jedoch, dass der Grund, warum die Iraner in der Zweiten Hälfte ohne Armband spielten, weniger in etwaigen Bedrohungen zu suchen ist (zumal das Spiel im eher pluralistisch geprägten Südkorea stattfand), wobei dies natürlich nicht gänzlich auszuschließen ist. Vielmehr vermute ich, dass die FIFA Druck gemachacht hat, weil ihr Reglement jegliche politische Äußerung von Spielern und Funktionären während eines Spieles verbietet. Vermutlich wurden die Iraner in der Halbzeitpause von den FIFA-Funktionären darauf hingewiesen und kooperierten, um sich weitere Unbill zu ersparen. Die von Herrn Nouripour vermutete Bedrohung mag sich in dieser Hinsicht als korrekt erweisen - nur dass der Absender wohl er die FIFA als die iranische Führung in Frage kommt.