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Protest gegen Krefelder Urteil

Berlin (taz) - Vor dem Krefelder Gericht trafen sich Donnerstag morgen über 50 Frauen mit Spruchbändern und Plakaten, um gegen das Urteil zu protestieren, das dort vergangene Woche in einem Vergewaltigungsprozeß erging. Die Zweite Kammer des Landgerichts hatte den Angeklagten freigesprochen mit der Begründung, die vergewaltigte Frau hätte zu wenig Widerstand geleistet (vgl. taz vom 17.7.).

„Nach dem Urteil liefen bei uns die Telefondrähte heiß“, berichteten die Mitarbeiterinnen der Krefelder Frauenberatungsstelle. „Alle waren der Meinung, daß dieses Urteil gegen die Würde der Frauen und ein Freibrief für Vergewaltiger sei.“ Weil sie sich nicht widerstandslos damit abfinden wollten, blockierten die Frauen den Haupteingang des Gerichts.

Auch in Lübeck erreichte die Frauenberatungsstelle ein Schreiben des Notrufs für vergewaltigte Frauen und Mädchen und des Frauenhauses der Arbeiterwohlfahrt: „Wir sind entsetzt darüber, daß der zuständige Staatsanwalt 'objektiv keine Widerstandshaltung‘ bei einer Frau entdecken kann, die erst geschlagen werden muß, bevor sie sich auszieht und danach aus Angst vor dem betrunkenen Täter Vergewaltigungen über sich ergehen läßt. Das werden wir nicht dulden“, heißt es darin.

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