Protest gegen BBI-Flugrouten: "Wir wollen den Druck erhalten"
Der Protest geht weiter, solange klare Aussagen von Politik und Flughafen fehlen, sagt die Schirmherrin mehrerer Bürgerinitiativen, Sabine Bergmann-Pohl.
taz: Frau Bergmann-Pohl, seit zwei Wochen liegt ein Kompromiss für die Flugrouten auf dem Tisch, der sich deutlich von dem ersten Vorschlag vom September 2010 unterscheidet. Eigentlich könnten die Flugroutengegner zufrieden sein. Warum rufen Sie trotzdem zur Großdemonstration?
Sabine Bergmann-Pohl: Wir sind misstrauisch. Der Protest hat sich ja gebildet, weil sich die Bürger betrogen fühlten, weil auf einmal Menschen überflogen werden sollten, die bisher davon keine Ahnung hatten. Es hatten schon Schallschutzmaßnahmen begonnen auf der Basis von eingezeichneten Korridoren, und dann war alles obsolet. Der Protest richtet sich gegen den Mangel an Verlässlichkeit politischer Aussagen und derer der Flughafengesellschaft.
Als Sie vor vier Jahren nach Zeuthen gezogen sind, haben Sie sich zuvor nach eventuellem Fluglärm erkundigt?
Gegen Nachtflüge, gegen den Ausbau zum Drehkreuz, gegen "Flugroutenbetrug": Zum dritten Mal rufen Flugroutengegner zur großen Demonstration auf. Am Sonntag ab 15 Uhr wollen sie durch die Gemeinde Schönefeld ziehen und über die Bundesstraße 96 bis zum Flughafen Schönefeld.
Der jüngst beschlossenen Empfehlung der Fluglärmkommission trauen die Aktivisten nicht. Markus Peichl, einer der Bündnis-Sprecher, hält sie für eine "Scheinlösung". (pez)
Aber ja, ich habe eine Karte vom Senat erhalten, in der Lärmkorridore eingezeichnet waren. Zeuthen war nicht dabei. Einzelne Klagen Zeuthener Bürger waren vom Bundesverwaltungsgericht sogar nicht zugelassen worden, weil die Menschen als nicht betroffen galten.
Dem Kompromiss zufolge nun wird ja gerade Zeuthen entlastet durch die sogenannten kurzen Abflüge, die den Ort aussparen.
Daran zweifeln wir. Schon jetzt ist klar, dass nicht alle Flugzeuge diesen scharfen Knick schaffen werden. Und auf der Karte ist immer noch eine Route direkt über den Ort eingezeichnet, sie ist noch nicht vom Tisch. Außerdem fürchten wir eine Aushöhlung des Nachtflugverbots und wehren uns gegen die jüngsten Äußerungen vor allem von Air Berlin, aus Schönefeld ein internationales Drehkreuz machen zu wollen. Das würde die Region völlig verlärmen.
Über die Nachtflüge soll doch das Bundesverwaltungsgericht im Herbst entscheiden. Wen wollen Sie mit Ihrem Protest diesbezüglich also erreichen?
In dem Moment, in dem unser Protest nachlässt, werden die Befürworter eines internationalen Drehkreuzes mit Erweiterung der Nachtflüge glauben, dass sie gewonnen haben. Wir wollen den Druck auf die Politik hoch halten. Wir wollen verlässliche Aussagen von Verantwortlichen in Berlin und Brandenburg. Aussagen wie von Air-Berlin-Chef Rainer Hunold, deutlich mehr Flüge in der Nacht anzustreben, sind nicht hinnehmbar.
Konkrete Worte zu den Flugrouten bedeuten zugleich, dass dann Verlierer und Gewinner feststehen. Spätestens dann bricht die Bürgerfront auf, oder?
Nun, noch stehen die Initiativen aus Berlin und Brandenburg zusammen, auch Alt- und Neubetroffene sprechen mit einer Stimme. Irgendwann werden sie wohl auseinanderfallen, ja. Manche Forderungen gehen aus unserer Sicht auch nicht, etwa, dass Berlin völlig ausgespart wird und alles über Brandenburger Gebiet donnert. Ich hoffe natürlich, dass wir zusammenhalten.
Mit welcher Resonanz rechnen Sie für die Demonstration am Sonntag?
Wir glauben, dass etwa genauso viele wie letztes Mal kommen, an die 10.000 Menschen.
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