Protest gegen Autobahn: Ökos liegen Verkehr lahm
Aus Protest gegen die geplante Autobahn A100 blockieren 150 Menschen eine belebte Kreuzung in Friedrichshain und mimen Vekehrstote.
Der Kopfverband sitzt, das Blut tropft, der junge Mann begutachtet sein Werk. "Wie siehts aus?", fragt er. Grade hat er einen Freund mit Hilfe eines Bettlakens und Kunstbluts als Unfallopfer präpariert. Denn Vito Dabisch und Pascal Ukat gehören der Grünen Jugend an und protestieren gegen den Ausbau der A100.
Außer den beiden Schülern sind am Sonntagnachmittag etwa 150 andere Autobahn-Gegner zur Kreuzung Am Oberbaum/Warschauer Straße gekommen. Dass hier demonstriert wird, ist offensichtlich: Bereits über eine Stunde vor der Demo stehen sieben Polizeiwagen an der Straße. Und die Vorbereitungen für den Flashmob laufen auf Hochtouren: Plakate werden gemalt, Verbände gewickelt, Flyer verteilt. Genau genommen ist diese Demo auch gar kein Flashmob - schließlich ist eine "Blitzrotte" spontan und nicht bei der Polizei angemeldet.
Von einem Ausbau der A100 wäre Vito Dabisch direkt betroffen. Er wohnt in der Nähe und fürchtet den Zuwachs des Verkehrs in seinem Kiez. Allerdings wäre er auch gegen die Autobahn, wenn er woanders wohnen würde, sagt er. Neben ihm verbindet Claudia Hämmerling, verkehrspolitische Sprecherin der Grünen, fleißig Demonstranten. "Die Kreuzung ist ein Unfallschwerpunkt und durch die A100 wird der Verkehr hier noch zunehmen", sagt sie. Zudem würden durch die Autobahn mehr Transit-Lkw in die Stadt kommen, um Wege abzukürzen und auf Stadtstraßen Maut zu sparen.
Auch die Bürgerinitiative Stadtring Süd (BISS) ist gegen die A100, weil sie Lärm und Abgase von den Kiezen fernhalten will. Die BISS hat den Flashmob organisiert hat. Einer Aktivistin fällt noch ein Protestgrund ein. "Warum soll die A100 gebaut werden? Doch nur, damit die O2-World eine bessere Anbindung bekommt!", beschwert sie sich.
Kurz nach 16 Uhr sperrt die Polizei die Kreuzung. Dann erst bläst Organisator Tobias Trommer von BISS in sein Horn und gibt damit den Demonstranten das Signal, die Kreuzung zu stürmen. Die meisten legen oder setzen sich auf den Asphalt, einige umranden mit Kreide die imitierten Leichen. Ein paar Autofahrer hupen, sie haben grün, aber die Kreuzung ist blockiert. Zwei Aktivisten verteilen Blumen an die wartenden Autofahrer, mit dem Hinweis, dass diese aus den von der A100 bedrohten Kleingartenanlagen stammen.
Nach etwa fünf Minuten ertönt Trommers Horn erneut. Langsam stehen die Demonstranten auf, verlassen die Straße. Kurz darauf rollt der Verkehr wieder.
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