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Prost auf die KunstSynästhesie und Mitdenken

Hamburger Kunsträume

von Hajo Schiff

Manche Menschen sehen Zahlen farbig. Für andere haben Bilder Töne. Da bekommt das Wort Farbklänge eine sehr direkte Bedeutung. Der Fachbegriff für solch Zusammenspiel der Sinne heißt Synästhesie. Wem das aber nicht in seiner Gehirnstruktur gegeben ist, dem muss das in der Realität vorinszeniert werden: Auf einem Gemälde wird in einer römischen Schenke getrunken – Prosecco her! Die Harmonie der romantischen Landschaftsbilder von Franz Ludwig Catel (1778–1856) könnte wie ein historisches Kinostück mit Klängen unterlegt werden – also bringt Musik in die Ausstellung!

Es ist schön und im Sinne der romantischen Idee alles umfassender Kunst, wenn die Hamburger Kunsthalle solche multisensorischen Abende ermöglicht: Zur umfassenden ersten Retrospektive der an die 200 Italienbilder des Franz Ludwig Catel wird das am Freitag, den 15. Januar, inszeniert. Eine Soiree bietet vor den Bildern ein Gesprächskonzert mit Musik der Hamburger Komponistin Fanny Hensel, geb. Mendelssohn Bartholdy.

Die war mit ihrem Ehemann, dem Maler Wilhelm Hensel, 1839/40 in Rom häufiger bei Franz Ludwig Catel und seiner Frau zu Gast und spielte dort eigene Kompositionen. Zudem wurde ihr in Italien entstandenes „Gondellied“ höchstwahrscheinlich durch ein Gemälde Catels inspiriert, das auch in der Ausstellung zu sehen ist. Und so wunderbar passend dieser vielbezügliche, fast wieder höfische Zugang zur Kunst auch ist, vielleicht wird das alles auch nicht nur aus ästhetischen Gründen gemacht, sondern ganz schnöde, um finanzkräftige Genießer zu locken.

Wer aber nicht nur in Schönheit rezipieren will, sondern dabei sein will, wenn komplexe Ideen zur Kunst Form annehmen, kann zu den Vorbereitungs-Symposien gehen, die das Bucerius Kunstforum regelmäßig öffentlich zugänglich macht: Internationale Kunstkoryphäen geben in Vorträgen Einblick in ihre Ideen zu einem zukünftigen Ausstellungsthema – oft geht das dann später in den Katalog ein.

Diesmal geht es am 13. Januar anlässlich seines 500. Todesjahrs um den niederländischen Häretiker und von den Surrealisten gern rezipierten phantastischen Maler Hieronymus Bosch und seine höllischen Monstervisionen. Was zu trinken gibt’s am Abend dort dann auch.

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