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Pro und ContraPortemonnaie vs. Rendite

Die S-Bahn kommt nicht, und kommt nicht und dann soll man auch noch dafür zahlen? Ein Pro und Contra zum Thema kostenlose S-Bahn-Fahrten.

J eder versteht den Ärger. Es ist kalt auf dem Bahnsteig, die Zehen frieren, die S-Bahn kommt nicht und keiner informiert. Warum mit klammen Fingern Kleingeld suchen, um ein Ticket zu lösen? Zum erhöhten Fahrpreis? Die Gleichung "schlechter Service = nicht zahlen" klingt logisch. Sie geht aber an den eigentlichen Forderungen vorbei.

Wir wollen ja nicht möglichst billig fahren, sondern möglichst angenehm, und wir möchten pünktlich ankommen. Leistung ist erwünscht - und dafür sind die Kunden bereit zu bezahlen. Im Umkehrschluss heißt das zugleich: Dauerkunden müssen entschädigt werden; sie erhalten nicht die Leistung, für die sie bezahlt haben. Wenn weniger als die Hälfte der Züge fährt, soll mehr als die Hälfte des Abopreises erstattet werden.

Gelegenheitsfahrern nutzen Freifahrten sowieso nichts: Was bringt mir die Aussicht auf eine kostenlose Fahrt, wenn die Bahn nicht kommt? Lieber weiche ich auf U-Bahn und Busse aus. Die Abstimmung mit den Füßen ist die wirksamere Methode, um die S-Bahn abzustrafen.

VON KRISTINA PEZZEI

Leistungen gehören entlohnt. Das aber, was die S-Bahn gerade in Berlin bietet, hat nur noch grenzwertig mit Leistung zu tun. Einstellung des Betriebs am Stadtrand, Zugausfälle, ewige Wartezeiten - Ende nicht absehbar. Stattdessen dürfen Fahrgäste nun noch mehr für ihren Fahrschein löhnen. Das ist nicht nur schlechtes Timing, sondern Unsinn. Lauten muss es: Nulltarif für alle bis zum Normalfahrplan.

Denn mit dem Winter hat das S-Bahn-Chaos wenig zu tun - eher mit dem jahrelangen Profitabschöpfen von oben, durch den Mutternkonzern Deutsche Bahn. Das Resultat: geschlossene Werkstätten, eingespartes Personal - und eine Krise, die schon anderthalb Jahre anhält. Welch anderes Unternehmen könnte sich Derartiges leisten? Alle Drohungen des Senats haben bisher nicht gefruchtet. Nun sollte die eingesackte Rendite für neue Fahrzeuge und einen Normaltakt verwendet werden, nicht der gebeutelte Fahrgast zahlen müssen. Die Freifahrten wären eine Lektion, die der Bahn Beine machen würde. Und eine Versöhnungsgeste an die Kunden.

VON KONRAD LITSCHKO

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Konrad Litschko
Redaktion Inland
Seit 2010 bei der taz, erst im Berlin Ressort, ab 2014 Redakteur für Themen der "Inneren Sicherheit" im taz-Inlandsressort. Von 2022 bis 2024 stellvertretender Ressortleiter Inland. Studium der Publizistik und Soziologie. Mitautor der Bücher "Staatsgewalt" (2023), "Fehlender Mindestabstand" (2021), "Extreme Sicherheit" (2019) und „Bürgerland Brandenburg" (2009).
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