: Pretoria macht dem ANC Avancen
Harare (wps) - Die südafrikanische Regierung ist in den vergangenen zwei Monaten zweimal über Mittelsmänner an den African National Congress (ANC) herangetreten, um der im Apartheidsstaat verbotenen Befreiungsbewegung Verhandlungen anzubieten. Dieser überraschende Schwenk in der Politik Pretorias wurde am Dienstag auf einer internationalen Anti–Apartheid–Konferenz in Harare bekannt. Wie die auf Anonymität bedachten Informanten enthüllten, rückt die südafrikanische Regierung offenbar Stück für Stück von ihrer bisherigen Position ab. Bislang bezeichnete sie den ANC als terroristische Vereinigung, seine Anerkennung käme nicht in Frage. In Harare hieß es, Offiziere des militärischen Geheimdienstes seien in Botswana an ANC–Exilanten herangetreten und hätten diesen ein Treffen von Mitgliedern der Organisation mit Regierungsvertretern von Ministerrang vorgeschlagen. Später sei dann auch Kobus Jordaan, der Vorsitzende einer Kommission für die Weiterentwicklung der Verfassung, in der sambischen Hauptstadt Lusaka aufgetaucht, um über den sambischen Präsidenten Kontakte zum ANC zu knüpfen. Die vor 75 Jahren gegründete Organisation steht den Avancen aber offenbar skeptisch gegenüber. ANC–Generalsekretär Oliver Tambo betonte in Harare, der Congress werde nicht an Gesprächen teilnehmen, es sei denn deren Ziel sei eine Übergabe der Macht nach dem Prinzip „ein Mensch eine Stimme“. Um die Ernsthaftigkeit ihrer Absichten zu beweisen, müßte die Regierung zumindest eine Reihe von politischen Gefangenen freilassen. Tambo: „Sollte die Zeit kommen, da das Apartheidregime mit dem ANC sprechen will, so müssen sie offen zu uns kommen und nicht im geheimen.“ Die Regierung in Pretoria müsse ihr Angebot dementsprechend konkretisieren. Eine Antwort steht noch aus.
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