■ Presschlag: Italienische Träume
Nun haben sie endlich ihren Nachfolger von Franz Beckenbauer als Trainer des FC Bayern. Giovanni Trappatoni heißt er, kommt aus Italien und gehört zu den Exponenten seines Fachs. Ha, schallt es dennoch durch Fußballand, weil durchgesickert ist, das Trapattoni kein Deutsch spricht.
Tja, leider hübsch naiv gedacht. Ist nämlich völlig wurscht, weil Trappatoni in Lothar Matthäus einen Spezi hat, der ihn nicht nur schätzt „weil in ihm eine deutsche Mentalität steckt“, sondern der auch dem Italienischen mächtig ist. Was beiden zugute kommt. a) hat Trapattoni mithin sein Sprachrohr im Defensivbereich, b) ist Matthäus ob der Sprachgewalt die Rolle als Libero nicht mehr zu nehmen (Tschüß, Thon!). Zudem übersehen scheinbar einige, daß sich in München hinter dem augenscheinlich drohenden Sprachchaos eine neue Machterweiterung des FC Ruhmreich anbahnt. Unter dem Deckmantel Herrn Trapattoni ein Sprachscharnier auch im Mittelfeld zu bieten, erwägen sie nämlich Andi Möller von seinem derzeitigen Arbeitgeber Juventus Turin (zufällig Trapattonis derzeitiger Arbeitgeber) wegzuholen.
Giovanni Trapattoni Foto: Bongarts
Wie das weitergeht ist klar. Damit Jean-Pierre Papin auch kapiert, was der Trainer will, kommt noch Schwabenfranzose Klinsmann, der ob seiner Tätigkeit in Mailand ehedem Italienisch lernte. Soll keiner sagen, wir hätten nicht gewarnt.
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