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■ Press-SchlagGullits kalte Füße

„Einen sehr positiven Eindruck“, habe er vom FC Bayern bekommen, hatte Ruud Gullit am Montag nach seinen Gesprächen mit Präsident Fritz Scherer, Vizepräsident Franz Beckenbauer und Manager Uli Hoeneß verkündet. Fast perfekt schien der Transfer des 30jährigen Niederländers, nachdem sein vieloperiertes Knie vom Bayern-Doktor „volle Funktionstüchtigkeit“ bescheinigt bekam und sich Lothar Matthäus sogar bereit erklärt hatte, das Trikot mit der Nummer 10 abzugeben, „wenn er es haben will“. Eitel Sonnenschein also, doch irgendwo unter den mittlerweile schwer gekürzten Rastazöpfen nagte der Zweifel. Gullit erbat sich Bedenkzeit.

Bis Freitag wollte er sich entscheiden und dann in Urlaub fahren, doch je mehr er sie bedachte, desto weniger schien ihm die Sache zu gefallen. Er ließ die für heute geplante Vertragsunterzeichnung platzen, erbat sich eine Verlängerung der Bedenkzeit und fuhr erstmal unverrichteter Dinge in Urlaub. „Das ging mir alles zu schnell“, mahnte er sich selbst zur Vorsicht. Neben dem Veto seiner Lebensgefährtin, die angeblich um keinen Preis nach München möchte, soll es vor allem das Jahresgehalt von 1,2 Millionen Mark sein, daß Gullits Mißfallen erregt. Beim AC Mailand hatte er mehr als das Doppelte verdient.

Vielleicht haben ihn aber auch die vielen Vizepräsidenten erschreckt, die Weißwürste nicht geschmeckt oder das Bier, oder er hat schlecht von Uli Hoeneß geträumt. Vielleicht plagt ihn die nicht unberechtigte Furcht, daß ihm jemand das Haus anzünden könnte, doch möglicherweise hat er sich einfach nur erkundigt, wie es so zugeht beim FC Bayern. Bei Jan Wouters etwa oder telefonisch bei Stefan Effenberg in den USA. Der verfügt über einschlägige Erfahrungen mit der Münchner Präsidentialplutokratie und soll zur Zeit in engem Kontakt mit dem AC Mailand stehen, der angeblich die Wahnsinnssumme von 22 Millionen Mark für ihn zahlen will. Eine Menge Geld für einen notorischen Unglücksraben, der mit seinem vorletzten Klub, Bayern München, fast, mit seinem letzten, AC Florenz, voll und ganz abgestiegen ist. Ciao, Milan! Matti

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