piwik no script img

■ Press-SchlagFür ein paar viele Deutschmark mehr

Da gibt es eine Frau Katrin Zimmermann, die lief früher ziemlich schnell Tartanbahnen hinunter, hat dann aber ein kleineres Problem beim Wasserlassen gehabt und sich später dann noch ein Kälbermastmittel zugeführt. Beides führte dazu, daß der Frau Zimmermann von älteren, eher langsamen Herrschaften das schnelle Laufen in der Öffentlichkeit verboten wurde, weshalb sie inzwischen das schnelle Laufen ganz aufgegeben hat und sich in Mutterfreuden stürzte.

Alles das wäre nicht weiter der Rede wert, hätte Frau Zimmermann nicht früher einmal Frau Krabbe geheißen und die besagten Herren vom Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) und dem Weltverband (IAAF) auserkoren, für ihre Rente zu sorgen. Schließlich haben die ihre „Existenz vernichtet“ und einen „Rufmord“ begangen, wie ihr Anwalt Thomas Summerer am Mittwoch bei Prozeßbeginn in München meinte. Das sollte doch Schmerzensgeld in Höhe von mindestens 30.000 Mark und exakt 751.625 Mark Schadenersatz für entgangene Sponsorenverträge und Werbegelder wert sein. Denn auch wenn das Gericht die zweijährige Sperre aufheben sollte, darf bezweifelt werden, ob es mit dem schnellen Laufen wieder so wird, wie es einmal war.

Weil die Frau Zimmermann schon so hochschwanger ist, erschien sie auch erst gar nicht vor Gericht. Allerdings waren auch die damals ebenfalls gesperrten Kolleginnen Manuela Derr und Grit Breuer nicht da, weil sie kurz vorher ihre Klagen zurückgezogen haben, was wiederum DLV-Rechtswart Clemens Prokop „vernünftig“ fand, „denn sie hätten sehr hohe Kosten riskiert“. Und daß ihnen die Verbandsgewaltigen, denen sie an die Brieftaschen wollten, womöglich böse sind. Denn Breuer und Derr wollen bald, nach Ablauf ihrer Sperre, lieber wieder schnell laufen.

Daß es hier schon längst nicht mehr um die Sache, eigentlich ja nämlich Doping, geht, sondern bestenfalls ein Kleinkrieg zwischen Frau Zimmermann und den Herren, die die Reinheit eines Sports zumindest nach außen aufrechterhalten wollen, geführt wird, vermutet wohl auch Summerer, wenn er behauptet, die IAAF wolle „ein Exempel statuieren“ an seiner Mandantin. Und Richter Wolfgang Rabl beteiligte sich gleich fröhlich an der Gerichtsshow: „Es kommt zum Aufruf die Star-Akte des heutigen Tages“, eröffnete er den Prozeß, die dicken Akten erinnerten ihn „eher an einen Sumo-Ringer“.

Tatsächlich ist es nicht einmal unwahrscheinlich, daß der Prozeß als große Schaumschlägerei endet. Die IAAF hat schon von vornherein alles abgewiesen, schließlich sei man in Monaco beheimatet, und da ließe man sich von von einem bayerischen Gericht gar nichts sagen. Und auch die Kammer selbst möchte sich möglicherweise noch für nicht zuständig erklären. to

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen