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Press-SchlagTanz die Homophobie

■ Glitzer, Glamour und Skandale bei den schwul-lesbischen EuroGames

Ein schwul-lesbisches Sport- Event der Superlative sollten die EuroGames, die über Ostern in Frankfurt/Main stattfanden, eigentlich werden. Über 2.000 lesbische und schwule SportlerInnen aus 13 Ländern waren bei einem der größten europäischen Sportspektakel in diesem Jahr dabei und kämpften gleichermaßen um Bembel, Medaillen und Akzeptanz in der Heterowelt. Erstmals in Europa gelang es, mehrere namhafte Firmen wie Lufthansa, Adidas, Sony oder Coca-Cola zum Sponsoring für eine homosexuelle Großveranstaltung zu bewegen – Schwule als gutverdienende, markenbewußte Trendsetter werden von der Werbewirtschaft nun auch hierzulande als Zielgruppe entdeckt. Und mit der Unterstützung der Stadt Frankfurt war die City drei Tage lang fest in Homohand: Am Römer, wo üblicherweise die Fußball-Nationalmannschaft nach Welt- und anderen Meisterschaften offiziell empfangen wird, wehten die Regenbogenschlangen, und die EuroGames- Zentrale residierte im Rathaus.

Doch von einer Friede-Freude-Eierkuchen-Demonstration eines europäischen Gay Pride waren die EuroGames, die nach zwei kleineren Treffen in Den Haag das erste Mal in dieser Größenordnung ausgetragen wurden, weit entfernt. Nicht nur blieb prominente Unterstützung wie bei den Gay Games in New York fast völlig aus – einzig der Alabasterkörper der „Tatort“-Kommissarin Ulrike Folkerts pflügte tief umjubelt beim Schwimmwettbewerb durch die Wellen. Die EuroGames waren der lebende Beweis, daß im Sport Homophobie noch immer allgegenwärtig ist. Nach Informationen der taz erließ der Deutsche Fußballbund eine interne Anweisung an seine Nationalspielerinnen, daß sie mit einer weiteren Berufung ins Nationalteam nicht mehr rechnen können, wenn sie bei den EuroGames mitspielen. „Eine unglaubliche Diskriminierung – und wir dachten, es wären mittlerweile andere Zeiten“, so eine Veranstalterin.

Ein Schwimmteam aus Großbritannien sagte im letzten Moment seine Teilnahme ab. Begründung: Die teilweise prominenten SchwimmerInnen könnten sich ein öffentliches Coming-out nicht erlauben. Beim Tanzturnier, das Glitzer, Glamour und hochklassigen Sport bot, waren Kameras nicht gerne gesehen: „Gerade die lesbischen und schwulen TurniertänzerInnen, die hier sind, müssen befürchten, daß ihr Startbuch gesperrt wird. Das gleiche gilt für die Wertungsrichter, die ihre Lizenz verlieren“, erklärt Torsten, einer der Organisatoren. „Der DTV ist ein sehr konservativer Verein“, sagt eine Tänzerin, „und auch wenn sehr, sehr viele Homosexuelle im ,normalen‘ Turnierbetrieb starten, hat man sich an die Regeln zu halten. Das bedeutet: Man trägt seine Homosexualität nicht zur Schau.“ Obendrein bekam das Bild des homofreundlichen Frankfurt gleich am Eröffnungstag einen Knacks: die CDU-Fraktion der Stadtverordnetenversammlung ließ die Presse wissen, sie halte den Empfang der „lesbischen und schwulen SportlerInnen am Karfreitag“ für „stillos“.

Die 2.000 SportlerInnen hatten ungeachtet dieser Skandale ihren Spaß – unverbissen, oftmals in tags zuvor zusammengewürfelten internationalen Teams mit Namen „Weiber von Sinnen“, „United Pirates“ oder „Manndecker“. Da durfte sich auch schon mal ein Team auf Kreisklassenniveau „Europameister“ nennen. Den meisten ging es eh nicht um den Sieg: „Nach einem Tor ein Küßchen von meinem Freund zu kriegen, ohne daß es Streß deswegen gibt, das ist doch das Tollste“, sagt der Fußballer Michel. Und die schönsten Cheerleader haben Homos sowieso: Eine Tuntenpyramide mit Puscheln und Gekreische bringt auch den verpenntesten Kicker zu Höchstleistungen.

Die VeranstalterInnen von „Artemis Sport Frankfurt“ und dem „Frankfurter Volleyball- Verein“ rechnen nicht nur mit dem Aufweichen von Vorurteilen, sondern auch mit einem fünfstelligen Überschuß zugunsten von Aids-Projekten und der „European Gay and Lesbian Sports Federation“ (EGLSF), die die EuroGames im nächsten Jahr an Berlin vergeben hat.

1998 werden die Gay Games übrigens erstmals in Europa ausgetragen: Amsterdam lädt bereits jetzt die Gay Community nach Holland ein. Dann sollen laut den OrganisatorInnen auch schwul-lesbische SportlerInnen aus Osteuropa angesprochen werden, die sich einen Flug nach Nordamerika, wo die Gay Games bisher immer stattfanden, nicht leisten können: „Dort ist die Situation für Lesben und Schwule ja noch viel schlimmer.“ Susanne Kaiser, Frankfurt

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