■ Press-Schlag: Der DFB dankt den Frauen bargeldlos
Die einen gönnen sich jetzt Urlaub, die anderen setzen sich über die Bücher, bilanzieren und ärgern sich. Zum Beispiel die DFB-Kickerinnen, die gerade den größten Erfolg seit Bestehen geschafft haben, nachdem sie nach dem Rückgewinn des Europameistertitels im März nun mit der Vize-Weltmeisterschaft aus Schweden zurückgekehrt sind.
Was ist so ein Erfolg wert außer der sportlichen Ehre? Keinen Pfennig. Die DFB- Bosse in Frankfurt bestehen darauf, daß Prämien nur den Profis von Berti Vogts zustehen. Daß Silvia Neid, Maren Meinert und ihre Teamgefährtinnen für den EM-Titel dennoch 6.000 Mark überwiesen bekamen, verdanken sie ihrem Status als Olympiadisziplin.
So war die Sporthilfe gefordert. Die wiederum hat feste Regeln und feste Sätze. Ein EM-Titel ist im Fachjargon eben jene 6.000 Mark an „leistungsbezogener Kostenerstattung“ wert, genausoviel bringt eine Vize-Weltmeisterschaft.
Dennoch gibt es nun keinen zweiten Scheck. Denn die Sporthilfe zahlt nur einmal pro Jahr. Pech gehabt, ihr Fußballerinnen, eure EM kam drei Monate zu spät! Hättet ihr das WM-Finale gewonnen, dann wären euch wenigstens 1.500 Mark nachgezahlt worden, weil ein WM-Sieg mit 7.500 Mark honoriert wird.
Silvia Neid (101 Länderspiele) vom TSV Siegen sieht sich der Situation leicht frustriert, aber machtlos gegenüber. „Einerseits ist das sehr ärgerlich“, sagt die Rekordnationalspielerin, „andererseits jedoch auch nicht änderbares Schicksal.“ Neid hofft auf Einsehen beim DFB. Allzuviel ist allerdings nicht zu erwarten. Zum ersten EM- Gewinn 1989 schenkte der Fußballbund seinen Spielerinnen ein Kaffeeservice, und zwei Jahre später überreichten die Herren aus Frankfurt zur Titelverteidigung ein Münzset.
Für den EM-Titel im 25., dem Jubiläumsjahr der Sportart zeigt sich der Verband knausrig und vorurteilsbehaftet. Während die Sporthilfe mit ihrer Überweisung bereits bewiesen hat, daß, so Sporthilfe-Sprecher Gerald Frank, „die Fußballerinnen von uns mit sämtlichen anderen Top-Athleten in Deutschland gleichgestellt sind“, diskreditiert der Verband, indem er branchenübliche Entlohnung verweigert, auch die sportliche Leistung. Horst Schmidt, Frauenboß beim DFB, hält sich bedeckt und verweist darauf, daß die Spielerinnen zum Bundestag Ende Oktober eingeladen sind und dort geehrt werden. Mit Applaus?
Vorschlag: Sagt ihnen, sie sollen nach der Arbeit noch fleißiger trainieren. Immerhin zahlte die Sporthilfe zuletzt 15.000 Mark für Olympia-Gold, 10.000 für Silber und 7.500 für Bronze. Holen die Kickerinnen folglich nächsten Sommer in Atlanta eine Olympiamedaille, wäre ihnen auch 1996 zumindest ein Scheck gewiß. Rainer Hennies
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