■ Press-Schlag: Bayer, ade!
Tja, Bayer Leverkusen, das war's dann wohl. Bernd Schuster ist weg, kassiert eine dicke Abfindung, irgendwo zwischen einer und drei Millionen Mark, und wird alsbald die Fußballschuhe schnüren, um einen anderen Klub in der großen, weiten Welt glücklich zu machen.
In Leverkusen ist ihm dies so ganz nicht gelungen. Seit seinen frühen Tagen beim 1. FC Köln ist die Pharmazeutenfiliale der einzige Schuster-Klub, der keinen großen Titel gewann, was ein bezeichnendes Licht auf die Herren von und zu Ribbeck und Haberland wirft.
Etwa so bezeichnend wie die dreisten Äußerungen vom Sportbeauftragten des Konzerns, Jürgen von Einem, der sich berufen fühlte, Schusters fußballerische Qualitäten herabzusetzen, und schamlos in die Welt posaunte, daß die anderen Spieler nach der Pokalpartie in Stendal die Darbietung des 35jährigen als „Seniorenfußball“ bezeichnet hätten. Wie sie ihre eigenen Leistungen in jenem peinlichen, erst im Elfmeterschießen gewonnenen Match beurteilten, verriet Herr von Einem nicht.
Daß ein bißchen Dreck hin- und hergeworfen wird, wenn er einen Verein verläßt, ist Schuster allerdings gewöhnt. Beim FC Barcelona und bei Atletico Madrid ging er nach längeren Querelen, lediglich bei Real Madrid wurde er – sehr zum Leidwesen der Mannschaft – aus heiterem Himmel auf die Straße gesetzt, weil Präsident Mendoza den Rumänen Hagi als neuen Regisseur verpflichten wollte.
Gemeinsam ist allen Klubs, bei denen Schuster spielte, daß sie nach seinem Weggang erst mal in einer tiefen Versenkung verschwanden. Köln hat sich bis heute nicht von dem Schock erholt, Barcelona und Real Madrid brauchten Jahre, bis sie wieder zur Spitze gehörten, und Atletico stieg um ein Haar ab. Was das für Leverkusen heißt, liegt auf der Hand. In diesem Sinne: Bye, bye, Bayer. Matti
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