■ Press-Schlag: Wiener Play-off – oder servus, George
Härte. Einstellung. Disziplin. Cleverness. Geduld. Es ist alle Jahre wieder dasselbe, was es braucht, um bei einer Eishockey-WM mithalten zu können. Es sind Fähigkeiten, die die Deutschen haben.
Nur halt alle Jahre wieder nicht genug.
Vermuten könnt' einer daher – respektables Auftakt-1:2 gegen die Russen am Sonntag hin oder her –, daß es in Wien auch diesmal kaum besser laufen wird, als zuletzt bei George Kingstons Einstand und davor bei Ludek Bukacs Ausstand (jeweils Platz neun). Begründungen damals: Die Besten (zum Beispiel Hegen) hätten nicht mitgetan. Was stimmte. Oder raffinierter: Die Besten hätten nicht mittun dürfen. Was im Falle des Centers Draisaitl zu diskutieren wäre.
Diesmal ist es jedenfalls so, daß Kingston (56) die Besten mitgenommen hat (DEB-Sportdirektor Franz Reindl u.a.). Oder auch nicht (Ex-Bundestrainer Xaver Unsinn u.a.). Was nun? „Meine Aufgabe ist es“, findet Kingston, „das Beste aus den Besten herauszuholen, wie die nächste Generation vorzubreiten.“ Daß er die Mannheimer Hecht (18) und Goldmann (20), die Rosenheimer Keller (20) und Wieland (19) dabeihat? Über den NHL-gedrafteten Jochen Hecht zum Beispiel mag keiner diskutieren. Nachdenklich könnte eher stimmen, wenn Aussortierte wie Peter Draisaitl in reifem Alter (30) zurückgeholt werden. Das nämlich kann man auch als Indiz nehmen, daß das Anforderungsprofil gesenkt werden mußte.
Vielleicht ist es so: Der Sichtungsexperte George Kingston kann soviel sogenannte C-B-A-Programme mit DEL-Spielern füllen wie er mag. Am Ende des Siebens bleiben entweder die bekannten Spieler über – oder ein paar andere von (nahezu) identischer Qualität. Ein 1:2 gegen Wladimir Wassilijews Russen macht Mut. Es ändert aber nichts an der Problemstellung, in der Vorrundengruppe A zwei auszukucken, die man schlagen könnte. Die Österreicher? Vielleicht. Kanada, Slowakei? Am besten wär's für Kingston, bei dem Angebot auf Nummer sicher zu gehen und heute (15 Uhr, ARD) gegen die USA zu punkten.
Es ist nicht so, daß der Verband nicht sähe, wie der Kanadier malocht. Aber, mahnt Franz Reindl: „Du brauchst auch ein Ergebnis. Das weiß auch George.“ Was schlicht heißt: Viertelfinale – oder servus. Es ist alle Jahre wieder dasselbe. pu
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