■ Press-Schlag: Metaphernzeit
Wenn die noble Beilage eines edlen Akademikerblattes sich mit einem vulgären Thema wie dem Fußball abgibt, dann muß dabei schon etwas besonders Intellektuelles herauskommen. Sepp Herberger sei der „Heidegger der kurzen Hosen“, hieß es daher im Zeit-Magazin. Da lacht der Studienrat.
Doch damit hatte es sich. Dabei ließe sich auf der Basis dieser Idee noch gar manche luzide Freistoßvariante austüfteln, zum Beispiel eine definitive deutsche Metaphernelf der Nachkriegszeit:
Tor: Sepp Maier: der Peter Frankenfeld der froschartigen Hechtsprünge.
Abwehr: Berti Vogts: der Norbert Blüm der geschnürten Stollenschuhe; Paul Breitner: der Rainer Langhans der baumwollenen Männerslips; Matthias Sammer: der Theo Sommer der gelbschwarzen Ringelsocken; Franz Beckenbauer: der Arthur Schopenhauer der freien Räume.
Mittelfeld: Günter Netzer: der Friedrich Nietzsche der tiefen Räume; Andy Müller: der Heintje der mental gesteuerten Turbolader; Uli Hoeneß: der Franz Josef Strauß der versiebten Elfer.
Angriff: Gerd Müller: der Hans Dietrich Genscher des dicken Hinterns und der noch schnelleren Drehung; Rudi Völler: der Heinrich Böll der grauen Schläfen; Uwe Seeler: der Walter Scheel der prallen Schenkel.
Trainer: Helmut Schön: die Heidi Kabel der karierten Mützen.
Co-Trainer: Otto Rehhagel: der Walter Jens der ballonseidenen Freizeitanzüge.
Reporter: Waldemar Hartmann: der Theo Waigel der buschigen Schnauzer; Heribert Faßbender: der Helmut Schmidt der obszönen Bärte; Gerd Rubenbauer: der Waldemar Hartmann des Heribert Faßbender.
Wir danken der FAZ der intellektuellen Wochenzeitungen für Besserwissende und dem Geo der hochglänzenden Wochenmagazine für pensionierte Pädagogen und passionierte Hobbyköche, für den Denkanstoß! Joachim Frisch
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