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Press-SchlagAkribisches Scheitern

■ Horst Ehrmantraut in Frankfurt gefeuert

„Es reicht.“ Der Kommentar des Verwaltungsrates der Frankfurter Eintracht fiel knapp aus. Drei Spiele, null Punkte: Ehrmantraut raus. Gestern wurde dem Coach seine Entlassung mitgeteilt. Die Rechnungen, die überall von Funktionären aufgemacht werden, sind von schlichter Natur. Aber auch einfache Rechnungen gehen manchmal auf, wie in Stuttgart. Schäfer weg. Und Akpoborie trifft gleich dreimal. Doch in Frankfurt haben sie keinen Akpoborie. Nur einen Ralf Weber und einen Thomas Sobotzik. Wenn Weber verletzt ist, Sobotzik alles verstolpert, der Chinese in China spielt und auch der Norweger nur ein Tor schießt, gehen im Waldstadion die Lichter aus. „Ideenlos, hilflos, ratlos“ habe die Mannschaft am Sonnabend gekickt, klagte die patriotische Lokalpresse aller Couleur. Das ging gegen Ehrmantraut.

Heftig schon kriselte es in den letzten Wochen, nachdem das Präsidium mit Gernot Rohr einen Manager aus Bordeaux holte und ihn gleich noch ins Präsidium aufnahm. „Ein absoluter Glücksgriff“ für die Eintracht, frohlockte Präsident Rolf Heller. Der Glücksgriff war aber auch ein Angriff auf den Trainer mit „Marotten“ (Heller). So jedenfalls sah es Ehrmantraut. Irgendwie verkniffen saß er seitdem auf seinem Gartenstühlchen am Spielfeldrand. Irgendwie noch geduckter als sonst, immer bereit zur Verteidigung – auch ohne direkten Angriff aus dem öffentlichen Raum. Danach: Waldläufe bis zum Umfallen. Mit exzessiven Waldläufen machte sich am Riederwald schon einmal ein Trainer unbeliebt: Jupp Heynckes. Damals hielt das Präsidium zum Trainer, der ging dann doch, Stepanovic kam – und die Eintracht stieg ab. Dann lieber einen Trainer entlassen, für den der Begriff „Schwuchtel“ zur „Umgangssprache unter Männern“ (Ehrmantraut) gehört. So richtig gepaßt hat der hagere Mann mit der Baseballmütze nie zum Verein, auch wenn die Krakeeler auf den Rängen überall gerne die scharfen Hunde feiern. Spielkultur entwickelt sich nur, wenn generell Kultur angesagt ist. Ehrmantraut soll selbst den Busfahrer persönlich gemaßregelt haben. Und schief hängende Bilder im Vereinsheim rückte er eigenhändig gerade. Ein Kernseifenmensch und Pedant.

Borniertes Frankfurter Großmannsgehabe? Ganz sicher. Aber das wirkt hier identitätsstiftend. Deshalb: Keinen Heynckes oder Schäfer ranlassen. Die Mannschaft kann Internationalist Rohr auch selbst trainieren: French dressing. Klaus-Peter Klingelschmitt

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