: Prenzliger Volleyball
■ Die Volleyball-Frauen von Rotation Prenzlauer Berg erreichten die Bundesliga-Relegation
Prenzlauer Berg (taz) — Neben Franzclub und Friedrich-Ludwig- Jahn-Sportpark liegt die Trainingshalle von Rotation Prenzlauer Berg (RPB). Die Sporthalle in der Knaackstraße bietet typisches Vorwende-Design. Abgespieltes Parkett, spärlich verteilte, vergitterte Leuchtstoffröhren an der Decke und kiloschwere Basketballkörbe aus Spritzguß sorgen für DDR- Flair.
Die erste Frauenmannschaft von Rotation ist 1990 in die höchste DDR-Spielklasse aufgestiegen. Trainer Ulrich Wiegmann betreut den Kader seit damals zweimal wöchentlich: „Daß alle zehn Spielerinnen gleichzeitig beim Training sind, kommt nicht vor. Alle sind berufstätig oder haben familiäre Verpflichtungen.“ Der gesamte Kader von Ute Langenau (23 Jahre/50 Länderspiele) bis Hermine Schröder (39/146) hat diverse Auswahleinsätze auf dem Buckel und spielt bei Prenzelberg nur noch des Spaßes wegen.
Am Wochenende fighteten die waschechten Amateurinnen auf dem Leipziger Parkett mit dem SC Leipzig, Hörde und Fechingen um das Recht, mit dem Drittletzten der Bundesliga, Tübingen, einen Platz in der westdeutschen Eliteliga auszuspielen. Ein 3:0-Sieg gegen Hörde brachte die Qualifikation für diese Relegationsrunde, die neben den Berlinerinnen auch der TV Fechingen schaffte.
Nach harten Jahren einer gründlichen Ausbildung, zumeist beim vormaligen Rekordmeister SC Dynamo Berlin, fanden viele der noch recht jungen Spielerinnen eine neue Heimat bei der Rotation. Für die Medaillenschmiede DDR-Kader durch körperlichen Verschleiß unbrauchbar geworden, brachten die ehemaligen Auswahlspielerinnen einen enormen Erfahrungsschatz mit ins Team.
„Einer, der hier meint, hart durchgreifen zu müssen, würde wahrscheinlich eine Bauchlandung bei den Frauen machen“, äußert der ehemalige SC-Spieler und Diplomsportlehrer Wiegmann. Selbst zehn Jahre als Spieler bei der Rotation aktiv, weiß der 35jährige, wie er seine Spielerinnen auch ohne den DDR-typischen Drill motivieren kann.
Rotation Prenzlauer Berg ist 1974 gegründet worden und diente seit dieser Zeit bei den Frauen wie bei den Männern als Auffangbecken für ausgemusterte Spielerinnen der damaligen Topclubs SC Dynamo und TSC Berlin. Bis zur Wende wurde die Rotation vom 'Neuen Deutschland‘ (ND), dem Zentralorgan der SED, finanziell unterstützt. Der neue Verleger des 'ND‘, Pressezar Rupert Murdoch, hingegen ist nicht willens, auch nur eine Mark in den Sport zu investieren. So mußte sich der Verein zwangsläufig nach neuen Partnern umsehen, um in der ersten oder zweiten Bundesliga wirtschaftlich irgendwie über die Runden zu kommen. Ein Zusammengehen mit der Humboldt-Uni scheiterte bei den Frauen. Die Prenzelberg-Männer hingegen fusionierten mit den Akademikern und spielen in der kommenden Saison gesamtdeutsch zweitklassig.
Bei der SG Rupenhorn, die mit ihren Männern gerade in die zweite Liga aufgestiegen ist, zeigte man sich dagegen sehr aufgeschlossen und fusionierte Mitte April mit der weiblichen Abteilung von RPB. Der im begüterten Citybezirk Charlottenburg angesiedelte Verein verfügt mit zwei volleyballbessesenen alten Hasen, Heinz »Heini« Kuring und Ernst Grote, über die nötigen Kontakte zum Pekuniären.
In Hinblick auf die Relegation blickt Ulrich Wiegmann optimistisch in die Zukunft: „Gegen ein Team aus der Bundesliga zu spielen bringt neue Motivation. Da wollen die Frauen noch mal zeigen, was sie können.“ uzi
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