Präsidentschaftswahlen in Algerien: Ein Krimiautor als Kandidat
Bei den Wahlen im Frühjahr tritt Mohammed Moulessehoul als erster parteiunabhängiger Kandidat in der Geschichte Algeriens an. Nun braucht er Unterschriften.
MADRID taz | Algerien hat einen Überraschungskandidaten für das Amt des Präsidenten. Der Schriftsteller Mohammed Moulessehoul, der unter dem Pseudonym Yasmina Khadra Kriminalromane veröffentlicht, will im kommenden Frühjahr gegen den bisherigen Staatschef, den 76-jährigen Abdelaziz Bouteflika, antreten.
Der 58-jährige ehemalige Offizier der algerischen Armee ist der erste parteiunabhängige Kandidat in der Geschichte Algeriens. Moulessehoul wurde in der algerischen Sahara geboren. Bereits sein Vater diente in der Armee im Kampf gegen die Kolonialmacht Frankreich.
Der Schriftsteller und Kandidat ist für die, die im Land das Sagen haben, kein angenehmer Zeitgenosse. Nach dem Krieg mit den radikalen Islamisten in den 1990er Jahren, in dem 200.000 Menschen starben, stieg der ehemalige Offizier aus der übermächtigen Armee aus und ging im Jahr 2000 nach Frankreich ins Exil. Mit dem Schreiben hatte er bereits in der Kaserne begonnen. Mit seinem Pseudonym wollte er sich und seine Familie schützen. 2001 gab der Autor seinen wirklichen Namen bekannt.
Autor zeichnet ein kritisches Bild der algerischen Gesellschaft
Khadras Kriminalromane zeichnen ein minutiöses, kritisches Bild der algerischen Gesellschaft. Bekannt wurde er mit seiner auch auf Deutsch erschienenen Trilogie „Morituri“, „Doppelweiß“, „Herbst der Chimären“, in der Kommissar Brahim Llob versucht, sich selbst und seinen Idealen inmitten von Anschlägen, Korruption, Machtmissbrauch und Verzweiflung großer Teile der Bevölkerung treu zu bleiben. 2011 erhielt Khadra für sein Gesamtwerk den Literaturpreis der Französischen Akademie.
„Ich wurde auf der Kadettenschule in der Liebe zu Algerien ausgebildet. Ich habe das Konzept des Kampfes gegen den Terror in der Region von Oran entworfen, ich habe ’Morituri‘ geschrieben, während ich diente. Niemand kann mir etwas aufzwingen. Ich habe weit entfernt von den großen Empfangssälen Menschen sterben sehen“, erklärte Moulessehoul am Wochenende, warum er glaube, für das Amt des Präsidenten geeignet zu sein.
Als Unabhängiger muss er jetzt in 25 Provinzen 60.000 Unterschriften sammeln, um antreten zu können. In 13 Provinzen haben sich bereits Unterstützerkomitees gebildet.