Präsidentschaftswahl in Nigeria: Goodluck Jonathan gewinnt souverän
Es ist ein eindeutiges Ergebnis bei der friedlichsten Wahl des Landes seit seiner Demokratisierung: rund 60 Prozent der Stimmen bekam der neue, alte Präsident.
ABUJA taz | Ganz offiziell war es am Montagmittag noch nicht, aber es gab keine Zweifel mehr: Goodluck Jonathan bleibt Nigerias Staatsoberhaupt. Nach Auszählung der meisten Stimmen soll der Kandidat der Peoples Democratic Party (PDP) mit dem markanten schwarzen Hut rund 60 Prozent erhalten haben. Jonathans ärgster Rivale, Muhammadu Buhari vom Congress for Progressive Change (CPC), hat etwas über 30 Prozent geschafft. Und das, obwohl Beobachter noch am Sonntagnachmittag von einem Kopf-an-Kopf-Rennen ausgegangen waren.
Weit abgeschlagen an dritter Stelle mit rund 5 Prozent liegt der einstige Korruptionsbekämpfer Nuhu Ribadu, der für den Action Congress of Nigeria (ACN) ins Rennen gegangen war. Er schaffte es lediglich im Bundesstaat Osun an die Spitze.
Das Mindestquorum, wonach zum Sieg in einer Präsidentenwahl mindestens 25 Prozent der Stimmen in mindestens 24 der 36 Bundesstaaten Nigerias nötig sind, übersprang Jonathan bereits zu einem früheren Stadium der Auszählung der Daumenabdrücke auf der langen Stimmzetteln. Mindestens ebenso wichtig ist für die knapp 38 Millionen Wahlteilnehmer, die am Samstag teils viele Stunden auf die Abgabe ihres Stimmzettels warten mussten, jedoch eins gewesen: Im Vergleich zu früheren Wahlen ist es nur vereinzelt zu Manipulationen und Ausschreitungen gekommen.
Trotzdem gibt es noch einiges zu verbessern, findet die nichtstaatliche Organisation Swift-Count, die zu 1.468 der 120.000 Wahllokale Beobachter geschickt hatte. "Teilweise hat sogar die Polizei unseren Beobachtern den Zugang verwehrt", kritisiert der Vorsitzende, Dafe Akpedeye.
Nach Verkündung der ersten Ergebnisse am Sonntagnachmittag kam es in mehreren Bundesstaaten im muslimischen Norden - der Hochburg Buharis - zu Ausschreitungen von Jugendlichen mit zehn Toten.Wütend über das gute Resultat Jonathans ist auch Buba Galadima. Der Generalsekretär der CPC sitzt zerknirscht in seinem Hotelzimmer in Abuja. "Im Norden hätten wir mit Buhari eigentlich 95 Prozent holen müssen." Für Buhari, der von 1984 bis 1985 bereits Militärherrscher war, galt die Wahl als letzte Chance, um noch einmal zurückzukommen: Er wird dieses Jahr bereits 69 Jahre alt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind