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Präsident Izetbegović: „Im Prinzip ja, aber...“

■ Keine Einigung bei Bonner Verhandlungen

Bonn/Sarajevo (AP/dpa/taz) – Seit zwei Tagen verhandeln Kroatiens Präsident Tudjman und der bosnische Präsident Izetbegović in Bonn – doch auf die Kämpfe zwischen kroatischen und bosnischen Truppen in Zentralbosnien haben ihre „Friedensgepräche“ bisher keine Auswirkungen. Diplomatische Kreise äußerten sich gestern nachmittag dann auch skeptisch über die Möglichkeit einer Einigung. Die Gespräche seien vielmehr als Vorbereitung für die nächste Runde der Genfer Verhandlungen am 18.Januar zu sehen.

Aus der kroatischen Delegation verlautete dagegen, daß Izetbegović „im Prinzip“ einem „Gesamtfriedensplan“ Tudjmans zugestimmt habe. Allerdings würde er in einigen Punkten harte Gegenforderungen stellen. So würden die Muslime ganz Zentralbosnien beanspruchen, ohne die dort lebenden etwa 100.000 Kroaten zu berücksichtigen. Auch über einen Zugang zur Adria habe Izetbegović abweichende Meinungen, ebenso zur Verwaltung der Stadt Mostar. Weiter sei die verfassungsrechtliche Verankerung einer Gesamtlösung strittig. Von der bosnischen Seite war bisher keine Stellungnahme zu bekommen. Izetbegović und Tudjman hatten am morgen zunächst mehrere Stunden unter vier Augen verhandelt, danach wurden die beiden Jugoslawien-Vermittler Owen und Stoltenberg hinzugezogen. Das Auswärtige Amt hat sich inzwischen aus der Rolle des Gastgebers zurückgezogen.

Offenbar sind die Kroaten nun bereit, die Bonner Verhandlungen zu verlängern. Am Sonntag hatte Tudjman kraotischen Presseberichten zufolge damit gedroht, die internationale Staatengemeinschaft aufzufordern, „Gewalt gegen all diejenigen anzuwenden, die Offensiven bestreiten“. In den Tagen nach Weihnachten hatten die bosnischen Truppen verstärkt kroatische Stellungen angegriffen.

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