Potsdamer Platz Arcaden: Das neue Berlin wird überholt

Als die Potsdamer Platz Arkaden vor zehn Jahren eröffnet wurden, war der Konsumtempel Symbol für das neue Berlin. Zum Jubiläum wird kräftig erneuert. Denn die Mall ist nur noch eine unter vielen.

Shopping für jedermann. Das ist für die Potsdamer Platz Arcaden zum Problem geworden Bild: AP

Wer möchte, kann in diesen Tagen einige Schnäppchen in den Potsdamer Platz Arkaden machen. Jeans gibt es im Sonderangebot, ebenso T-Shirts und Mäntel. Auch Uhren und Schmuck, Taschen oder Lederwaren werden günstig angeboten. Die Waren liegen auf Tischen und in improvisierten Vitrinen in der Ladenstraße des Shopping-Centers ausgebreitet. "Es ist ein wenig wie auf einem Basar, aber die Kunden stört das nicht", sagt eine Verkäuferin lächelnd. "Das bleibt so, bis wir umziehen - ins Basement."

Im Basement hört man es laut hämmern. Im 1. Obergeschoss sind Ladengeschäfte verbarrikadiert. "WMF, Coming soon", steht programmmäßig auf einer der Flächen. Was hier und anderswo dahinter stattfindet, ist evident: In den Potsdamer Platz Arkaden wird - pünktlich zum zehnten Geburtstag - renoviert und umgebaut.

Zehn Jahre nach ihrer Eröffnung im Oktober 1998 stehen den Arkaden zahlreiche Veränderungen ins Haus. Zum einen besitzt das Shopping-Center einen neuen Eigentümer, die SEB-Bank. Zum anderen wechseln zum Geburtstag in einer Woche eine Reihe von Geschäften ihre Pächter. In die Arkaden ziehen neue Filialen von Modemarken wie Puma, Tommy Hilfiger oder Fischer. Aber auch Butter Lindner stellt sich dort neu auf. Zugleich schließen einige der rund 130 Läden. Andere wiederum - wie der Juwelier Christ oder der Modeladen Mexx - wollen sich vergrößern und haben mehr Fläche angemietet.

Der Wandel hängt damit zusammen, sagt Center-Manager Thomas Sänger, dass einige Mietverträge nach zehn Jahren ausgelaufen seien. "Die freien Flächen werden von den neuen Pächtern renoviert." Zugleich sei es wichtig, die Qualitäten des Ortes zu erhalten - und zu steigern. "Wir sind gut aufgestellt, dennoch ist es immer wichtig, fit zu bleiben", umschreibt Sänger die Arkaden-Lage. Die Kundschaft im Center erwarte, dass auf aktuelle Bedürfnisse reagiert werde. Trotzdem bleibe die Idee der Arkaden, ein Shopping-Center mit breitem Angebot für ein breites Publikum zu sein, erhalten. Ebenso ändere sich nicht das Konzept der Nutzungsmischung aus Läden und Gastronomien.

Natürlich gibt auch Sänger zu, dass mit dem Lifting auf die verschärften Konkurrenzen - wie beispielsweise das Einkaufszentrum Alexa, den Hauptbahnhof und die Schloßstraße - im Shopping-Mall-Geschäft reagiert werde. Sänger: "Wir haben viele Wettbewerber bekommen und schauen genau auf jeden." Mittlerweile machen sich über 50 Einkaufszentren in Berlin Konkurrenz.

Nach Ansicht des Center-Betreibers ECE profitieren die Arkaden vom Standort am Potsdamer Platz. Auch die Industrie- und Handelskammer oder Immobilienberatungsunternehmen wie Jones Lang LaSalle rechnen den Potsdamer Platz zu den Eins-a-Adressen in Berlin, wo gute Geschäfte zu machen seien.

Der 180 Meter lange Einkaufstempel auf dem Daimler-Gelände war vor zehn Jahren heftig kritisiert worden. Die semiöffentliche dreistöckige Passage mit einer Fläche von 40.000 Quadratmetern unter einem Glasdach stand synonym für Investorenarchitektur und Kommerz, Gigantomanie und Privatisierung des städtischen Raums.

Künstlich, kommerziell und groß erscheinen die Arkaden bis dato. Dennoch haben sie wichtige Trends wesentlich mit angestoßen: Während sich die Flächen fressenden Einkaufszentren bis 1998 am Stadtrand und auf der grünen Wiese ausbreiteten, kam mit den Arkaden die Shopping-Mall in die Innenstadt zurück.

Zugleich bildeten die Potsdamer Platz Arkaden einen Link zwischen Ost und West und sind Beispiel für neues Kaufverhalten. Täglich wird das Shopping-Center von 40.000 Besuchern kontaktiert. Die Hälfte davon sind Touristen, hat Sänger errechnet. Und zur Weihnachtszeit steigen die Zahlen auf rund 80.000 täglich. Solange das so bleibt und "funktioniert", sehen Sänger und die ECE keinen Grund, die Arkaden abzureißen und ein zweites "Schloss" oder eine "Alexa" draus zu machen. Warum auch.

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