Postdienste : Schwarze Liste schafft Durchblick
Über die Schwarze Liste der Lohndrücker, die die Gewerkschaft Ver.di jetzt vorgelegt hat, darf sich kein Marktwirtschaftler beklagen. Die Liste schafft für die Kunden Klarheit darüber, unter welchen Bedingungen die Dienstleistung erbracht wird, die sie einkaufen. Ob die Kunden Niedriglöhne akzeptieren, ist dann ihre Sache. Aber die Wahl müssen sie haben.
KOMMENTAR VON GERNOT KNÖDLER
Deshalb dürfte interessant sein, in welchem Umfang die Medien über die Schwarze Liste von Ver.di berichten. Denn viele Zeitungsverlage sind eng mit den neuen Postdienstleistern verbunden. Der Zustelldienst Pin gehört mehrheitlich dem Axel-Springer-Verlag. Mitgesellschafter sind die WAZ-Mediengruppe (Westdeutsche Allgemeine Zeitung) und Georg von Holtzbrinck (Die Zeit, Der Tagesspiegel, Handelsblatt). Es ist zu befürchten, dass das die Aussichten für Ver.di auf eine ausführliche Berichterstattung deutlich schmälert.
Alle Transparenz hilft freilich nichts, wenn der Kunde dieses Wissen nicht nutzen darf. Es ist ein Skandal, wenn öffentliche Auftraggeber einen Mindestlohn nicht zum Bestandteil einer Ausschreibung machen dürfen. Dass das so sei, hat zumindest der Sprecher des niedersächsischen Justizministeriums behauptet. Berlins Wirtschaftssenator Harald Wolf (Die Linke) sieht das anders: Er pocht auf Tariftreue. Was Berlin kann, sollte auch Nieder-sachsen können.