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PortraitDer Veteran geht von Bord

Der 70-jährige Donald Trump könnte sein Sohn sein, der 68-jährige Prinz Charles ist es sogar. Der Herzog von Edinburgh, Prinz Philip, Ehemann der Queen und dienstältester königlicher Gatte der Weltgeschichte, war und ist für Großbritannien ein unverwüstliches Urgestein. Am Donnerstag, gut fünf Wochen vor seinem 96. Geburtstag, hat der britische Hof seinen Rückzug aus allen öffentlichen Verpflichtungen angekündigt – für Herbst, also erst nach den bereits festen Terminen, aber noch bevor er sonst Trump bei dessen für Oktober geplantem Staatsbesuch die Hand schütteln müsste.

Terminierung und Begründung dieses Schrittes bleiben das Geheimnis des Buckingham Palace. Der sorgte für globale Aufregung, als er mitten in der Nacht zum Donnerstag eine außerordentliche Betriebsversammlung für den nächsten Morgen ansetzte. Noch am Mittwoch hatte Prinz Philip einen Cricket-Club besucht. Es gab nach außen hin keinen Anlass, jetzt in den Ruhestand zu gehen.

Es gibt aber auch keinen anderen 95-Jährigen, bei dem die Öffentlichkeit rätseln würde, warum er in den Ruhestand geht. Prinz Philip ist einfach immer da, physisch immer einen Schritt hinter der Queen, verbal immer einen Schritt vor ihr, wenn auch nicht immer in die richtige Richtung.

Sein Talent für politisch inkorrekte Äußerungen an der Grenze zur Beleidigung, deren Adressaten nie wissen, ob das ein Witz war oder ob er wirklich Rassist ist oder auch beides, ist legendär. Viele Linke verteufeln ihn deswegen. Viele Rechte verehren ihn deswegen. In Wahrheit ist er einfach eines der letzten Überbleibsel einer Aristokratie, die im Krieg erwachsen wurde und dadurch gelernt hat, dass es Wichtigeres im Leben gibt als Höflichkeit.

Geboren 1921 auf Korfu als Spross mehrerer Königshäuser, ist Philip ein Relikt einer versunkenen Ära. Er ging in Deutschland zur Schule, zuletzt am Internat Salem, bis dessen jüdischer Gründer vor Hitler nach Schottland floh und seine Schüler mitnahm. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass Philip Mountbatten zur britischen Marine ging und 1939 an der Marineakademie Dartmouth die 13-jährige Königstochter Eliza­beth traf. Nach dem Kriegsdienst kam er zurück. 1947 heiratete er die Prinzessin. Dass diese 1952 den Thron bestieg und er damit König war, aber eben nicht Monarch, war eher eine Überraschung. Und wer hätte damals gedacht, dass 65 Jahre später beide immer noch da sind, dass er in all den Jahrzehnten nie Affären privater oder geschäftlicher Art zu verantworten gehabt hat und dass sein Rückzug Schlagzeilen macht? Und dass ihn jetzt die ganze Nation liebt? Zumindest nach außen hin. Dominic Johnson

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