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PortraitDie oberste Professorin

Hauptberuflich berechnet sie, warum es eigentlich noch Hunger gibt auf der Welt. Nebenher soll sie eines der wichtigsten Beratungsgremien Deutschlands leiten: Martina Brockmeier wird ab Februar dem Wissenschaftsrat vorsitzen.

Damit hat der Rat zum zweiten Mal eine Frau an seine Spitze gewählt. Brockmeier ist Professorin für Internationalen Agrarhandel und Welternährungswirtschaft an der Uni Hohenheim. Das heißt: Sie untersucht, was Politiker, Bauern und Firmenbosse tun müssten, damit es den Hungernden der Erde besser geht.

Wenn die Agrarökonomin über Daten, Simulationen und Statistik spricht, kneift sie lächelnd die hellen Augen zusammen. Ob sie das Klein-Klein deutscher Hochschulpolitik überhaupt ernst nehmen kann? „Natürlich berühren mich die Themen, an denen ich arbeite“, sagte Brockmeier, „aber gute Wissenschaft in Deutschland kommt allen Ländern zugute!“ Der taz gegenüber versichert sie, dass ihre „Disziplin keine Rolle“ bei der Arbeit im Rat spielen werde.

Der Wissenschaftsrat berät die Bundesregierung und die Landesregierungen in Fragen zu Hochschulen, Wissenschaft und Forschung. Er existiert seit knapp 60 Jahren. In den 1990er Jahren leitete ihn zwei Jahre lang eine Ingenieurwissenschaftlerin. Alle anderen Vorsitzenden waren bislang Männer.

Brockmeier hat sich in dem Gremium bislang als sachliche Vermittlerin hervorgetan. Konstruktive Gespräche liegen ihr mehr als Machtkämpfe. „Ich mag es, Positionen zusammenzubringen“, sagt sie.

Als Vorsitzende scheint sie zunächst wenig eigene Akzente setzen zu wollen. Sie hat „Kontinuität“ angekündigt, wird also ähnlich arbeiten wollen wie der bisherige Chef Manfred Prenzel. Bis November will die neue Vorsitzende vor allem an einem Papier zum Begutachtungswesen arbeiten.

Die 55-Jährige wohnt mit ihrem Mann in Stuttgart und Hanau. Aufgewachsen ist Martina Brockmeier in Osnabrück. Sie studierte in Gießen Ernährungswissenschaft, promovierte und habilitierte sich dort in Agrar- und Ernährungsökonomie. Die Fächer sprachen sie an, weil sie sie „mathematisch und zum Anfassen“ fand. Jana Anzlinger

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