■ Portrait: Rüdiger Nehberg
„Richtigen Erfolg hatte ich ja nicht mit meinen Aktionen“, Rüdiger Nehberg zieht die braungebrannte Stirn in tiefe Furchen, „aber die Politiker mit ihren Mitteln haben es ja auch nicht geschafft.“ Es, das ist das Überleben eines Volkes, der Yanomami am Amazonas, zu sichern.
Doch wenn das inzwischen weltbekannte Naturvolk heute wenigstens über ein ausgewiesenes Schutzgebiet verfügt und überhaupt eine Überlebenschance hat, so hat Nehberg erheblichen Anteil daran. (Der 59jährige Hamburger Abenteurer reist seit 12 Jahren für die Yanomami durch die Weltgeschichte.)
Nehberg hatte erst Ende der 70er Jahre von den Yanomami gehört. „Ich hab' dann Völkerkunde-Bücher gelesen und bin 1982 erstmals hingefahren.“ Damals habe er noch daran geglaubt, daß die brasilianischen Militärs das Volk schützten, indem sie deren Gebiet abriegelten. „Dann aber habe ich erfahren, daß die nur die Journalisten nicht durchließen, die Goldsucher aber doch.“
Sein Beruf als selbständiger Konditor habe ihn schon damals nicht befriedigt. Statt dessen Abenteuer, als Goldsucher am Amazonas. Dort lernte Nehberg den Männertraum als Alptraum kennen. Als Wallraff der Goldfelder schürfte der wohlhabende Hamburger 1989 wochenlang illegal Edelmetall im Schutzgebiet der Yanomami, erfuhr, wie immer wieder Männer aus den Slums der Großstädte mit perfiden Versprechungen in den Dschungel gelockt und dort wie Sklaven ausgebeutet wurden.
Weltenwanderer und Anwalt der Yanomami Foto: Uwe Hellweg
Nehberg hat die Männer zu Tieren werden sehen. „Da treffen die Unterprivilegierten, Arme aus den Slums der Großstädte, auf die anderen Unterprivilegierten, die Indianer. Doch was es eigentlich braucht, ist eine Landreform.“ Bereichern würden sich nur die mit den Behörden verbrüderten Bosse. „Wer sich verschuldet und flieht, ist vogelfrei. Einen Killer zu mieten kostet nur 50 Dollar.“ Er hat damals einen aufsehenerregenden Film gedreht, der im deutschen und brasilianischen Fernsehen lief.
1990 hat der Konditor seinen Betrieb in Hamburg verkauft, um künftig nur noch als Aktionist in Menschenrechtsfragen unterwegs zu sein. Auf sein blaues Jeanskäppi hat er einen Fuß mit zum Victory-Zeichen gespreizten Zehen aufgenäht. Sir Vival steht darunter. Hermann-Josef Tenhagen
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