■ Portrait: Ken Saro-Wiwa
Träger des alternativen Nobelpreises Foto: Nancy D. E. Winter – ai
Morgen wird Ken Saro- Wiwa mit dem Alternativen Nobelpreis, dem „Right Livelihood Award“, ausgezeichnet. Er wird den Preis nicht entgegennehmen können. Seit Mai dieses Jahres sitzt er, zum Tode verurteilt, in einem nigerianischen Militärgefängnis.
Ken Saro-Wiwa ist Sprecher der „Bewegung für das Überleben des Ogoni-Volkes“ (Mosop) und hat den Widerstand seines Volkes gegen die Umweltzerstörung durch die Ölindustrie in Nigeria maßgeblich mitorganisiert. Seit 1973 engagiert er sich für umweltpolitische Themen, veröffentlicht zahlreiche Bücher und Artikel und produziert Fernsehprogramme. 1990 war er Mitgründer der Mosop.
Das Ogoni-Land im Südosten Nigerias ist trotz seiner dichten Besiedelung zu einem Zentrum der nigerianischen Erdölindustrie geworden. Rund die Hälfte des im Land geförderten Erdöls kommt von hier. Zwei Raffinerien und ein großer petro- chemischer Industriekomplex haben Land und Wasser verseucht. In den letzten 32 Jahren hat Nigeria etliche Milliarden US-Dollar mit dem Öl aus dem Ogoniland verdient. „Wir haben nichts dafür bekommen, außer einer zerstörten Umwelt, einer verseuchten Luft, Flüssen ohne Fische und einer ökologischen Katastrophe“, so Ken Saro-Wiwa in seinem Buch. Die Umweltbewegung Mosop hat zwei Ziele: Von der Regierung Nigerias wollen die Ogoni das Recht auf politische Autonomie und wirtschaftliche Selbstbestimmung. Von den Ölgesellschaften fordert man ein „Aufräumen“ und Sanieren des zerstörten Landes. Falls Shell, Elf und Agip in Zukunft nicht ökologisch verantwortungsvoll produzieren wollen, sollen sie das Land verlassen.
Dazu sagt der Stifter des Alternativpreises Jakob von Uexkull: „Der Shell-Konzern hat genausoviel Verantwortung für das, was in Nigeria passiert, wie der nigerianische Staat selbst.“
1993 wurde Ken Saro- Wiwa mehrfach verhaftet: Angeblich hatte er zum gewaltsamen Kampf aufgerufen. In den Augen von amnesty international ist er ein politischer Gefangener. Die gegen ihn erhobenen Vorwürfe hätten, so ai, nur einen einzigen Zeck: den, die Umweltbewegung zum Verstummen zu bringen.
Das Leben von Ken Saro- Wiwa ist akut bedroht. Zum Zeitpunkt der Entscheidung zur Preisvergabe wußte die Livelihood-Stiftung nicht, ob Ken Saro-Wiwa noch am Leben ist. Reinhard Wolff
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