Portrait: Der Kriegshund
■ Bob Denard
Es ist fast eine Intimbeziehung, die der Franzose Bob Denard – mit richtigem Namen angeblich Gilbert Bourgeaud – mit dem Komoren- Archipel unterhält. Seit zwanzig Jahren ist die Lebensgeschichte des 66jährigen nicht von der politischen Entwicklung dieses winzigen Inselstaates vor der ostafrikanischen Küste im Indischen Ozean zu trennen.
Ein Jahr nach der Unabhängigkeit der Komoren 1975 stürzte Staatschef Ahmed Abdallah Abderrahman in einem von Denard geleiteten Putsch. Zwei Jahre später, 1978, errang Abdallah das Präsidentenamt wieder in einem neuen Putsch – ebenfalls Werk von Denard. Elf Jahre lang leitete danach der Franzose die Präsidialgarde, wobei allerdings nicht klar war, ob der Staatschef oder der Gardechef der stärkere Partner war. Denard ließ sich den Spitznamen „Vizekönig“ geben, holte sich seine Söldnerfreunde in die Garde, heiratete, bekam zwei komorische Kinder und trat pro forma zum Islam über. Im November 1989 starb Abdallah, als ihm jemand eine Granate ins Schlafzimmer warf – und alle Blicke richteten sich auf Denard. Der übernahm faktisch zwei Wochen lang die Macht, bevor reguläre französische Truppen ihn hinauswarfen und der Gardechef sich in den südafrikanischen Ruhestand absetzte.
Bob Denard, Putschist auf den Komoren Foto: AP
Denards Karriere führte von den Kongo-Wirren der 60er Jahre über den Biafra-Krieg und den Tschad auf fast jeden afrikanischen Kriegsschauplatz, in dem die eine oder andere Seite eines bewaffneten Konflikts verdeckte Hilfstruppen aus Frankreich suchte. Fehlschläge waren selten; zum Verhängnis wurde Denard lediglich ein gescheiterter Putschversuch in Benin 1977, für den er 1991 von einem französischen Gericht in Abwesenheit zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Aufgrund dieses Urteils wanderte er direkt in Haft, als er am 1. Februar 1993 von Südafrika nach Paris flog. Doch das Urteil wurde zu einer Bewährungsstrafe umgewandelt, und der mittlerweile ziemlich mittellose Söldnerführer suchte sich neue Aufgaben.
Die scheint Denard nun wieder in den Komoren gefunden zu haben. Seinen Putsch hat er mit denselben Leuten unternommen, die bereits 1992 einmal den Sturz der komorischen Regierung versuchten. Damals ließ Denard aus Südafrika wissen, er stehe voll hinter seinen Jungs – aber sie schafften ihren Putsch nicht. Offenbar hielt es der alternde Franzose diesmal für geboten, selbst mit Hand anzulegen. Dominic Johnson
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