Portrait Joachim Koschnicke: Merkels Informant
Joachim Koschnicke, Merkels neuer Mann in Düsseldorf, soll für bessere Kommunikation sorgen. Zuvor sollen sich die Kanzlerin und Rüttgers zweieinhalb Stunden gestritten haben.
Joachim Koschnicke soll Jürgen Rüttgers retten - oder zumindest Angela Merkel über all die Peinlichkeiten, Flops und Pannen berichten, die den Wahlkampf des NRW-Ministerpräsidenten bedrohen: Zwei Monate vor den Landtagswahlen schickt die Kanzlerin und CDU-Vorsitzende ihren Bereichsleiter für Strategische Planung im Berliner Konrad-Adenauer-Haus an den Rhein.
Dort soll der 37-jährige Koschnicke, der als enger Vertrauter von Merkel gilt, endlich Ruhe in Rüttgers CDU-Parteizentrale bringen. Denn die Geschäftsstelle gilt als "Intrigantenstadl": Als Fachmann für Kommunikation soll Koschnicke dafür sorgen, dass von dort keine weiteren Skandale wie die Sponsoring-Affäre um verkaufte Gespräche mit dem Ministerpräsidenten lanciert werden. Auch hätte der Experte für Kampagnenplanung sicher verhindert, dass Informationen über die aus Rüttgers Staatskanzlei auf Steuerzahlerkosten gesteuerte Beobachtung von SPD-Spitzenkandidatin Hannelore Kraft aus der Parteizentrale durchgestochen wurden.
Merkel habe beschlossen, dass der in Bonn geborene und in St. Augustin aufgewachsene Koschnicke zumindest bis zum Wahltag am 9. Mai zwischen Spree und Rhein hin und her pendeln soll, ist in Düsseldorf zu hören. Der Entscheidung der Kanzlerin sei ein zweieinhalbstündiger Streit vorausgegangen. Im Essener Jagdhaus Schellenberg habe Merkel, die mit Rüttgers drohender Niederlage in NRW um ihre Bundesratsmehrheit fürchten muss, ihrem Parteivize "den Kopf gewaschen". Rüttgers habe mit bitteren Klagen über das desolate Erscheinungsbild der schwarz-gelben Koalition in Berlin gekontert.
Jetzt soll Koschnicke für bessere Kommunikation zwischen Merkel und Rüttgers sorgen. Doch in Düsseldorf trifft der Betriebswirt auf sein eigenes Pendant - auf Rüttgers aus der Staatskanzlei in die Parteizentrale versetzten Chef für politische Planung, Boris Berger. Zusammen mit dem neuen Landesgeneral Andreas Krautscheid sollen die beiden ein Team bilden - wenn sie zusammenfinden: Berger gilt als Hauptverantwortlicher für die Bespitzelung der Sozialdemokratin Kraft. Koschnicke wird ihn beobachten müssen.
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