Porträt: Der Exzellenz weichen

Was macht eigentlich Hugo Thiel?

Wer so exzellent ist wie die Freie Universität, der hat auch eine eigene U-Bahn-Haltestelle verdient. Dachte sich die FDP-Fraktion von Steglitz-Zehlendorf und beantragte, den der FU nahegelegenen U-Bahnhof Thielplatz in "Freie Universität" umzubenennen. Die FU, so die Begründung, habe sich in der zweiten Staffel der Exzellenzinitiative als Eliteuni profiliert. Bezirk und Stadt sollten auf ihren Leuchtturm der Wissenschaft ruhig stolz sein und diesen Stolz auch mal zeigen - im Straßenbild. CDU, SPD und Grüne fanden das offenbar auch und schlossen sich dem Antrag an. Am Mittwoch wird in der Bezirksverordnetenversammlung abgestimmt. Eins weiß man jetzt schon: Es sieht gut aus für die Eliteuniversität - und schlecht für Hugo Thiel.

Dabei verfügte dieser 1839 in Bonn geborene und 1918 in Berlin gestorbene Mann seinerzeit auch über einige Exzellenz, nur dass die damals noch nicht so hieß. Thiel war Ministerialdirektor im preußischen Landwirtschaftsministerium und dort maßgeblich an der Entwicklung der deutschen Saatgutzucht beteiligt. Herrn Thiel hat Berlin also genetisch einwandfreie Kartoffeln und Nahrungsvielfalt zu verdanken, was den Politikern bisher einen Thielallee und einen Thielpark und der U-Bahn einen Thielplatz wert war.

Allee und Park bleiben, doch für eine Aussteigeadresse des Uni-Leuchtturms ist der Vater der preußischen Kartoffel offenbar nicht mehr dynamisch genug. Hugo Thiel kanns egal sein. Schließlich ehrt man ihn dort, wo nicht die Exzellenz zählt, sondern die Scholle: Seine Büste ziert das Foyer der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät der HU.

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