Porträt Irina Bokowa: Erste Frau an der Unesco-Spitze
Irina Bokowa, die Russisch, Französisch, Englisch und Spanisch spricht, will sich besonders um die Bildungssysteme in Afrika kümmern.
Etwas müde sei sie schon, aber auch sehr glücklich, sagte Irina Bokowa, als sie am Dienstagabend den Wahlmarathon um das Amt des Generaldirektors der Unesco endlich für sich entschieden hatte. Die 57-jährige Bulgarin ist die erste Frau und die erste Vertreterin eines früheren sozialistischen Staates an der Spitze der UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur.
Die gebürtige Sofioterin, die die Online-Ausgabe der französischen Tageszeitung Libération als "dynamisch, offen und lächelnd" beschreibt, ist seit 2005 Botschafterin Bulgariens in Frankreich und Monaco. Zudem vertritt sie Bulgarien bei der Unesco und der Internationalen Organisation der Francophonie.
Die verheiratete Mutter zweier erwachsener Kinder, die 1995 als Chefin der bulgarischen Delegation an der vierten UN-Frauenkonferenz in Peking teilnahm, stammt aus einer Nomenklatura-Familie. Ihr Vater, Georgi Bokow, war zu kommunistischen Zeiten Chefredakteur des KP-Parteiblattes Rabotnitschesko Delo - ein Umstand, der Bokowa wohl auch den Weg nach Moskau ebnete. Dort studierte sie am prestigeträchtigen Institut für Internationale Beziehungen und setzte ihre Ausbildung später in den USA, unter anderem in Harvard fort - sie studierte Wirtschaftswissenschaften.
Nach dem Fall des Kommunismus in Bulgarien wurde Bokowa in die verfassungsgebende Nationalversammlung gewählt und war dadurch direkt an der politischen Wende beteiligt. Schon zu diesem Zeitpunkt begann sich die zu einer Sozialistin mutierte Karrierepolitikerin für die Integration ihres Landes in die Europäische Union einzusetzen: als Vizeaußenministerin und Außenministerin (November 1996-Februar 1997) sowie von 2001 bis 2005 als Parlamentsabgeordnete der Sozialistischen Partei in verschiedenen Ausschüssen.
Für ihr neues Amt hat sich Bokowa, die Russisch, Französisch, Englisch und Spanisch spricht, viel vorgenommen. Die Unesco brauche Reformen, um effektiver und weniger bürokratisch zu werden, sagte sie dem Bulgarischen Nationalen Rundfunk am Mittwoch. Besondere Aufmerksamkeit will sie den Bildungssystemen in Afrika und den kleinen Inselentwicklungsländern (SIDS) widmen. Sie seien am meisten von der globalen Krise betroffen.
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