Popkulturelle Hammer: Keinermerkt essehr
Hamburger Soundtrack
von Nils Schuhmacher
Wo beim hiesigen Nachwuchs der CDU popkulturell und überhaupt der Hammer hängt, weiß die Welt seit ihrem Auftritt beim diesjährigen Schlagermove. Gekleidet in Shirts mit der Aufschrift „Ich will keine Schokolade, ich will lieber einen Polizisten“ wurde ein starkes Zeichen gegen den grassierenden Extremismus gesetzt, ohne dass das Feiern zu kurz kommen musste.
Und es wurde Kommentaren auf der eigenen Facebook-Seite Lügen gestraft, denen zufolge die Junge Union Politik „für junge Menschen“ macht, „die sich verhalten und denken wie 70jährige aus den 50ern“. Denn: Das Lied mit dem Originalzitat stammt von 1960 und Trude Herr aus Köln war schon 33, als sie es sang. Was bei der JU allerdings niemand wissen konnte: Trude Herrs Vater war Kommunist, also Extremist, und saß unter den Nazis im Konzentrationslager, während sie selbst SPD-Mitglied war.
Dieser kleine Fauxpas sollte zum traditionellen Sommerfest der JU (2. 9., Leinpfad) aber vergessen sein. Eingeladen sind auch Nichtmitglieder, um Anmeldung wird allerdings gebeten. Schließlich kam es, wie die Welt zu berichten wusste, im vergangenen Jahr zu einem fast handgreiflich ausgetragenen Streit mit Mitgliedern der Linksjugend, der gerade so ohne Polizei beigelegt werden konnte.
Wer es lieber grob, aber doch friedlich mag: Am selben Abend spielen die ebenfalls aus Köln stammenden Chefdenker (2. 9., Hafenklang), eine der schlaueren Bands dieses ansonsten weitläufig abgerockten Genres („Deine Tapete – nach Deiner Fete. Vollgeschissen, vollgekotzt und vollgepisst“).
Passen müssen leider: Fasaga, natürlich aus Köln, aber bereits in den frühen 80ern wieder aufgelöst. Unvergessen allerdings folgende Zeile: „Ich habe kein Gehirn mehr, mein Kopf ist völlig leer. Der Doktor hat’s entfernt, aber das merkt keiner sehr“. Passt auf jedes T-Shirt zum nächsten Schlagermove oder einfach mal so als Casual Look.
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