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Polizisten demonstrierten

■ In Dutzenden von Städten trauerten die Polizisten / Viele Politiker und Polizisten warnten vor Überreaktionen / In Berlin nahm auch die Alternative Liste teil

Berlin/Hamburg (taz) - Etwa 2.000 PolizistInnen in Uniform demonstrierten gestern nachmittag in der Berliner City. In der ersten Reihe war bis auf den Polizeipräsidenten fast die gesamte Polizeiführung vertreten. Landespolizeidirektor Kittlaus zeigte sich betroffen über die Morde, warnte aber vor Überreaktionen der Polizei und der Politiker. Fast die gesamte Fraktion der Alternativen Liste Berlin beteiligte sich an der Demonstration. Von vielen jüngeren wie älteren Polizisten war zu hören, daß man die Morde für einen Einzelfall halte und die Polizei keinerlei Interesse an einer weiteren Eskalation der Gewalt habe. „Wir haben immer Angst. Auch Steine, die fliegen, können uns töten“, sagte ein junger Polizist aus einer ge schlossenen Einheit, die oft bei Großdemonstrationen eingesetzt wird. Und eine Verschärfung der Situation bei Großdemonstrationen seien die Schüsse schon, meinte er. Mehr als 6.000 PolizeibeamtInnen, die Mehrheit davon in Uniform, demonstrierten gestern nachmittag mit einem Schweigemarsch vom Hamburger Polizeihochhaus bis in die Innenstadt. Außer einem Führungstransparent mit dem schlichten Aufdruck „Wir trauern“ wurde nur ein einziges weiteres Transparent mitgeführt: „Polizeibeamte - Blitzableiter der Nation“. Die schnelle und große Mobilisierung führen beteiligte Polizisten auf die momentane Situation der umstrittenen Häuser in der Hafenstraße zurück. Trotz des neuen Angebotes der Hafenstraßenbewohner, dem Vertragsvorschlag des Senats mit Ausnahme eines Paragraphen doch noch zuzustimmen, glaubt Wolfgang Warmer, Personalratsvorsitzender der Hamburger Schutzpolizei, nicht mehr an eine friedliche Lösung. Das sei auch die Meinung der Mehrheit seiner Kollegen. Der Demonstrationszug wurde von politischer Prominenz angeführt: Innensenator Volker Lange (SPD) und die Fraktionsspitzen der Bürgerschaftsparteien - mit Ausnahme der GAL. Auch in vielen anderen bundesdeutschen Großstädten demonstrierten Hunderte oder Tausende von Polizisten. In Dortmund verteilten 250 Polizisten Flugblätter, in denen sie auch gegen eine Überreaktion nach den Morden warnen. Axel Kintziger

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