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Polizeischuß tötete in Leipzig jungen Mann

■ Staatsanwaltschaft bestätigt/ Ermittlungen eingeleitet

Leipzig. Leipzig hat das zweite Opfer, das durch Polizeischüsse getötet wurde. Am Dienstag bestätigte Staatsanwalt Andreas Reinbacher vor Journalisten, daß gegenwärtig wegen des Verdachts auf fahrlässige Tötung bei der Leipziger Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren gegen einen Polizisten läuft. Eine „Begutachtung müsse in jede denkbare Richtung“ erfolgen, um den wirklichen Sachverhalt und vor allem die Berechtigung zum Schußwaffengebrauch festzustellen. Auskünfte über die betroffenen Personen wurden nicht gegeben.

Nach bisherigen Erkenntnissen waren am Donnerstag voriger Woche randalierende Jugendliche durch die Leipziger Innenstadt gezogen, um Jagd auf Hütchenspieler zu machen. Dabei wurden zwei Polizisten und zwei Passanten verletzt. Die Polizei beobachtete, daß aus einem PKW Audi Schlagwaffen an Skinheads und Hooligans verteilt wurden. Die Fahndung nach dem Wagen wurde eingeleitet. Am Tag darauf — wieder zogen Randalierer durch die Innenstadt — konnte der gesuchte Audi, in dem sich drei junge Männer befanden, in der Nähe des Hauptbahnhofs von einer zivilen Polizeitruppe gestoppt werden.

Die Polizisten gingen auf den Wagen zu, wobei einer von ihnen aus gezogener Schußwaffe den tödlichen Schuß auf den Beifahrer abgab. Über das Motiv liegen derzeit, so Staatsanwalt Reinbacher, noch keine Erkenntnisse vor.

Der Fahrer und der andere Insasse wurden festgenommen, gegen sie werde wegen Verdachts auf unerlaubten Waffenbesitz ermittelt. Im Wagen wurden Eisenstangen, Kanteisen und Baseballschläger sichergestellt, außerdem mehrere Autokennzeichen, die wahrscheinlich zum Austausch bestimmt waren.

Bereits am 3. November 1990 war mit dem 18jährigen Berliner Mike Polley bei schweren Ausschreitungen nach einem Fußballspiel ein junger Mann durch einen Polizeischuß tödlich verletzt worden. adn

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