: Polizei im Antikenrausch
Doppelt gemoppelte Drogenmeldung in Oelde
Was ist nur mit der ollen Bullenpolente los? Offenbar ist Haschisch keine Droge mehr: „Bekifft und unter Drogen stehend Auto gefahren“, meldete die Polizei den üblichen Krimskrams aus der provinziellen Welt des Verbrechens – diesmal aus Oelde im südöstlichen Münsterland, wo Drogen ja schon mit der Muttermilch eingesogen werden, um den hinterwäldlerischen Lebensraum überhaupt ertragen zu können. Aber was bedeutet dann „Bekifft und unter Drogen stehend“? Dass Kiffen kein Drogenkonsum ist? Oder ist es ein stilistischer Kunstgriff der polizeilichen Pressestelle, die gerade bei einem Rhetorikseminar etwas Neues kennengelernt hat, nämlich das besonders in der Antike beliebte rhetorische Mittel Hendiadyoin, bei dem durch eine reihende Verbindung des „und“ eine Verstärkung ausgedrückt wird? Oder hängt hier eine Beamtenschreibkraft gedanklich dem dyadischen Zweiersystem an, was nicht nur im regionalen Zungenschlag des Münsterlands auch „doppelt gemoppelt“ genannt wird? Oder hatte die Wagenlenkerin einfach so viel von allem intus, dass ein gewöhnlicher Wachtmeister am Computer schon gar nicht mehr alles aufzählen konnte? Wir tippen bei unserer klugen und gebildeten und kultivierten und antiken Polizei dann doch auf das Hendiadyoin.
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