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Archiv-Artikel

Politiker-Recycling Und täglich grüßt Herr Voscherau

Kein Tag ohne neue Spekulationen im SPD-Kandidatenkarussell. So will das Abendblatt herausgefunden haben, dass innerhalb der SPD ein „Geheimplan“ kursiert. Danach sollen im Sommer die SPD-Mitglieder entscheiden, ob Parteichef Mathias Petersen oder Henning Voscherau als Spitzenkandidat für die Sozieldemokraten in den Bürgerschaftswahlkampf zieht. Sollte sich Voscherau durchsetzen und die SPD die Wahl gewinnen, würde Petersen zunächst Senator, um dann nach spätestens vier Jahren Voscherau als Ersten Bürgermeister zu beerben.

In der SPD bestreitet man solche Überlegungen. Fraktionssprecher Christoph Holstein betont, jede Spekulation sei „überflüssig, solange sich Herr Voscherau nicht erklärt, ob er bereit ist, anzutreten“.

Doch das hat Voscherau nach taz-Informationen zumindest intern längst getan. Just bevor er sich in den Urlaub abseilte, traf sich vergangenen Freitag SPD-Fraktionschef Michael Neumann mit dem selbst ernannten Bürgermeisterkandidaten. Dabei soll Voscherau seine Ambitionen erneuert haben. Klar war aber nach dem Treffen auch: Eine offizielle Antritts-Erklärung Voscheraus, die Neumann von dem Altbürgermeister wiederholt verlangt hatte, wird es so schnell nicht geben. Stattdessen lancierte ein nicht näher benanntes „Umfeld“ des Altbürgermeisters zwei Tage später, dass Voscherau als Kandidat bereitstehe – wenn die Partei ihn denn wolle.

Klar ist inzwischen auch: Erklärt sich Voscherau irgendwann öffentlich, werden die SPD-Mitglieder entscheiden, ob Petersen oder Voscherau als Kandidat für die Partei in den Wahlkampf zieht. Nach Neumann sprachen sich jetzt auch die SPD-Abgeordneten Thomas Böwer und Werner Dobritz für eine Mitgliederbefragung aus. Dobritz, eigentlich nicht gerade als Voscherau-Freund bekannt, ist dabei der erste SPD-Funktionär, der öffentlich eine Lanze für den Altbürgermeister bricht: „Ich würde es begrüßen, wenn Voscherau antritt und sich mit dem ernsthaften Willen Bürgermeisterkandidat zu werden einer Mitgliederbefragung stellt.“  MARCO CARINI