Politics, Folk and a Bit of Punk: Ani DiFranco und „Bitch and Animal“ in der Fabrik : Real Girl Power
Ein Alptraum ist es für Ani DiFranco, als CEO, als Vorstandsvorsitzende, bezeichnet zu werden. In den USA wird die 32-Jährige regelmäßig als erfolgreiche Geschäftsfrau dargestellt – und nicht als das, was sie ist: Eine Folksängerin und -musikerin, die darauf bedacht ist, ihre Unabhängigkeit zu erhalten und anderen Bands eine Chance zu geben. Die Basis dafür ist das eigene Label Righteous Babe, das sie 1990 gründete, um ihr erstes Album aufzunehmen. Dem ließ sie 15 weitere folgen, und der Kreis der Fans wuchs stetig.
Ihre eigenwilligen Folksongs, die Punk- genauso wie Funkelemente enthalten, kommen an beim Publikum, und ihre kritischen, politischen Texte haben sie in den USA und darüber hinaus zu einer Ikone des Feminismus werden lassen. Gerne unter dem Teppich Belassenes wie Abtreibung, Gewalt gegen Frauen oder überhaupt Sexismus hat sie in ihren Texten wiederholt thematisiert und der sie umgebenden Gesellschaft so einen Spiegel vorgehalten. Musikalisch schlug sie auf ihrem letzten Album Evolve neue Wege ein – die Arbeit und die gemeinsame Bühnenerfahrung mit Maceo Parker und Bob Dylan sind da nicht zu überhören. Souliger kommt das Energiebündel aus Buffalo daher, ohne die eigenen musikalischen Roots in den Hintergrund zu drängen – inklusive der scheppernden, trashigen Passagen, die an den frühen Punk der Stooges oder auch der New York Dolls erinnern.
Selbige scheinen auch die beiden Protagonisten von Bitch and Animal (Foto), die jetzt das Vorprogramm bilden, mit der Muttermilch aufgesogen zu haben: Die 28-jährige Bitch sieht ihr vielseitiges Duo weniger als Band denn als zwei Performerinnen. Violine und Bongos gehören genauso zum Bühnenequipment wie Gitarre, Keyboard oder Mandoline. Ihr Theaterbackground ist kaum zu überhören, und auf der Bühne scheinen Bitch and Animal einen guten Teil ihrer Show zu improviseren.
Chaotisch kommen sie auch auf ihrer aktuellen CD Sour Juice and Rhyme, die auf Ani DiFrancos Label erschienen ist, daher. Das Album lehnt sich allenfalls nur an die Live-Performance an, holt Bühnenluft ins Studio und wirkt darin sehr sprunghaft. Unterschiedlichste Genres – von irisch anmutenden Violinen bis zum trashigen Basslauf aus besten Punkrockzeiten – wechseln sich ab; Berührungsängste scheinen den beiden Performerinnen aus Chicago fremd, und so wirken ihre Stücke immer wieder wie grelle Mosaike. Bei denen man auf alles gefasst sein sollte. KNUT HENKEL
Donnerstag, 21 Uhr, Fabrik